AdT: Crow Egg (19.02.2022)

Historische Abbildung eines grünen und eines aufgeschnittenen Apfels; USDA
Der Crow Egg; © USDA

Der heutige Apfel des Tages ist der Crow Egg, die Abbildung stammt aus der Pomological Watercolor Collection des USDA.

Ehrlich gesagt hatte ich bei dem Namen mit wenigen Informationen gerechnet, zumal es auch nur eine Abbildung beim USDA gibt. Die hatte Royal Charles Steadman 1916 in dem hier schon ein paar Mal erwähnten Ort Geneva in Bundesstaat New York angefertigt.

Aber es kam alles ganz anders …

Bei dem Fundort lag der Blick in das Inhatsverzeichnis der Apples of New York natürlich nahe. Und dort wird die Sorte tatsächlich beschrieben.

Abijah Fisher aus Dedham, Massachusetts, hatte den Apfel entdeckt, zuerst beschrieben wurde die Sorte 1832 von William Kenrick (1795–1872; der machte sich durch die Einführung der weißen Maulbeere um die US-amerikanische Seidenindustrie verdient). Woher der Crow Egg ursprünglich stammt, ist ungeklärt.

Der etwa mittelgroße Apfel ist rundlich bis länglich oder eiförmig. Sein dünner Stiel ist lang. Die stumpfe bis manchmal spitze Höhle ist flach, mittelbreit, symmetrisch oder undeutlich gefurcht, hellgrün oder manchmal mit ausladendem Rotbraun.

Die zähe, fast glatte Schale ist leuchtend blassgelb oder grünlich, manchmal mit leicht bronzefarbenem Schimmer. Rotbraune Punkte sind zahlreich zu sehen, sehr klein, aber auffällig.

Das weißliche, feste Fruchtfleisch ist knackig, zart, ziemlich saftig mit einem angenehmen, süßen Geschmack. Die Apples of New York schätzen die Sorte als gut bis sehr gut ein, als Saison nennen sie Oktober und November.

Der mäßig kräftige Baum wächst sich aufrecht ausbreitend; die Krone ist rundlich offen. Die rotbraune Rinde ist mit Schalhaut durchzogen und leicht behaart.

Das Fazit lautete 1905:

Ein süßer Apfel, der noch gelegentlich in sehr alten Streuobstwiesen zu finden ist, aber mittlerweile praktisch überholt ist. Einige schätzen ihn sehr als Dessert. Downing nennt ihn qualitativ nicht sehr gut. Die alten Bäume sind produktiv.

Auch Tom „Professor Apple“ Burford hat ihn in seinem Buch „Apples of North America – 192 Exceptional Varieties for Gardeners, Growers, and Cooks“ aufgenommen. Dort ist allerdings ein sehr roter Apfel zu sehen, der zudem eine platte Form aufweist. Ich bin mir nicht sicher, ob er ihn mit dem Crow’s Egg verwechselt (was schon sehr anmaßend von mir ist); dieses Synonym nennt er auch, in der Literatur taucht allerdings der Hinweis auf, daß es sich dabei um eine andere Sorte handelt.

Und auch in Adams Apfelblog findet sich ein Verkostungs-Bericht zum Crow Egg, bei dem mir sein Geschmacksbericht Appetit macht:

Nussige Röstaromen vermischen sich mit etwas Fruchtigem und mit Vanille-Karamell. Er ist sehr angenehm: zurückhaltend, aber unverwechselbar.

Es ist nicht klar, was ich aus einer besseren Probe hätte herauskitzeln können, ich hatte nur eine. Aber das Crow Egg bringt ein sehr interessantes Geschmacksbündel, auf eine bestmögliche Art.

Auch sein Foto weicht in Form und Farbe von der Illustration beim USDA ab (und sieht Kräheneiern nicht wirklich ähnlich). Ich habe deshalb mal bei ihm angefragt, eine eventuelle Antwort werde ich nachreichen.

Der Künstler

Der 1875 geborene Royal Charles Steadman gehörte wie Ellen Isham Schutt (1873–1955), Mary Daisy Arnold (ca. 1873–1955) und Deborah Griscom Passmore (1840–1911) zu den Illustrator*innen beim USDA und arbeitete dort seit 1915 als „pomological artist“. Er ist mit 892 Dokumenten in der pomologischen Aquarellsammlung verzeichnet.

Und sonst:

Wem es so wie mir geht und wer die Raben- und Krähenarten nicht recht unterscheiden kann: Kalle vom Youtube-Kanal Ornithologie für Anfänger hat neben vielen tollen Videos auch eines, in dem er die Unterscheidungsmerkmale erklärt.

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© U.S. Department of Agriculture Pomological Watercolor Collection. Rare and Special Collections, National Agricultural Library, Beltsville, MD 20705

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