AdT: De Chataignier (11.03.2022)

Historische Abbildung eines grünen und eines aufgeschnittenen Apfels; USDA
De Chataignier; © USDA

Der heutige Apfel des Tages ist der De Chataignier, das Exemplar stammt von der hier im Blog oft zu findenden Versuchsstation in Rosslyn im Arlington County, Virginia. Royal Charles Steadman hat den Apfel 1925 festgehalten. Es ist die einzige Abbildung in der Sammlung und ließ mich wieder einmal eine unbekannten Apfel fürchten. Zumal in den üblichen Quellen für nordamerikanische Sorten nichts zu finden war. Aber es kam wieder einmal alles ganz anders …

„Châtaigne“ (ohne das zweite „i“) ist die französische Bezeichnung für die Kastanie, daher hatte ich kurz überlegt, daß es sich vielleicht um eine Sorte handelt, die in Kanada oder in ehemals französischsprachigen Gebieten der USA angebaut wurde. Dann stieß ich aber in dem 1906 erschienenen Buch The Fruit Garden im Kapitel über „Obstkultur in Frankreich“ auf eine kurze Beschreibung des Chataiginer in der Liste der besten Sorten.

De Chataignier. — Sehr fruchtbar; Frucht mittelgroß, kugelig, abgerundet oval; Stiel kurz, geschwollen; Kelch groß, halb geschlossen; Schale grünlich-gelb, karminrot getönt; Fruchtfleisch weiß und gelblich, knackig, ziemlich süß; Saison: Dezember-April; Standard.

Also schnell von Rosslyn nach Frankreich, dort findet sich die Sorte auch in der Wikipedia:

Der De Châtaignier ist eine heimische Apfelsorte. Mehrere Äpfel haben diesen Namen, die oft verwechselt werden.

Herkunft: Alt und unbekannt

Beschreibung der Frucht
Verwendung: am besten für Cidre; Krapfen, Kuchen, Kompotte.
Größe: mittel.
Form: Kugelförmig, an der Basis abgeflacht, etwas höher als breit.
Lentizellen: klein, länglich, spärlich und rötlich gefärbt;
sehr fruchtbare Sorte; Nutzung: Dezember bis April.

Und natürlich erinnerte ich mich an den hier schon ausführlich beschriebenen Kastanienapfel.

Über den Kastanienapfel fand ich dann noch einen Hinweis auf den Frauenrotacher, der auch Pomme Chataigne genannt wird, der in der Schweiz sehr verbreitet war und der in dem schönen Buch 100 alte Apfel- und Birnensorten von Jakob Gustav Pfau-Schellenberg (1815-1881) zu finden ist; eine Abbildung gibt es auch in der Obstsortendatenbank.

Die Abbildung des heutigen Apfels zeigt nicht die bei den anderen Sorten beschriebene rötliche Färbung, was entweder daran liegt, daß der Apfel noch in einem frühen Stadium war oder in Virginia andere Eigenschaften entwickelte – oder nichts mit den anderen Sorten zu tun hat. Kurzum: Ich habe mal wieder kaum etwas über den „Apfel des Tages“, aber einiges drum herum erfahren 🙂

Der Künstler

Der 1875 geborene Royal Charles Steadman gehörte wie Ellen Isham Schutt (1873–1955), Mary Daisy Arnold (ca. 1873–1955) und Deborah Griscom Passmore (1840–1911) zu den Illustrator*innen beim USDA und arbeitete dort seit 1915 als „pomological artist“. Er ist mit 892 Dokumenten in der pomologischen Aquarellsammlung verzeichnet.

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© U.S. Department of Agriculture Pomological Watercolor Collection. Rare and Special Collections, National Agricultural Library, Beltsville, MD 20705

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