AdT: Grahams Royal Jubilee – Long Live The Queen! (25.02.2022)

Historische Abbildung eines gelblichen und eines aufgeschnittenen Apfels; USDA

Der Grahams Royal Jubilee; ©USDA

Auch wenn das Kalenderblatt zum heutigen Apfel des Tages 1907 in Missoula County, Montana, von Ellen Isham Schutt für das USDA gemalt wurde, handelt es sich beim Royal Jubilee um einen britischen Apfel. Genauer: Er wurde von John Graham in Hounslow, Middlesex, im Jahr 1888 anläßlich des 50. Thronjubiläums von Königin Victoria gezüchtet und von G. Bunyard & Co. 1893 auf den Markt gebracht.

Die Synonyme zeigen, daß der Apfel auch in Deutschland, vornehmlich an der Niederelbe, verbreitet war:

Graama iubileinoe, Graham, Graham Royal Jubilee, Grahams Königin-Jubiläumsapfel, Graham’s Jubiläumsapfel, Graham’s Königin, Graham’s Royal Jubilee, Grahamovo, Grahams Jubiläum, Grahams Jubiläumsapfel, Grahams Jubilie apple, Grahams Königin, Grahams Königlicher Jubiläumsapfel, Grahams Kungliga Jubilee, Graima iubileinoe, Jubiläumsapfel, Jubilee, Königin Jubiläumsapfel.

In Deutschland wurde er als Grahams Königin-Jubiläumsapfel eingeführt, Pomologen legten 1906 aber Grahams Jubiläumsapfel als Bezeichnung fest.

Der Apfel zählt zu den großfruchtigen Sorten, er wurde laut Johann-Heinrich Rolff noch bis in die 1950er und 60er Jahre zur Kerngewinnung für Sämlinge angepflanzt. Heute hat der Anbau aber keine Bedeutung mehr, was sich auch aus den Mängeln des Apfels erkläre: Er habe einen faden Geschmack und hartes Fruchtfleisch. Anton Pedersen nennt den Geschmack in „Danmarks Frugtsorter“ 1950 sogar leicht bitter. Da würde mich interessieren, ob die Königin diesen Apfel jemals probiert hat.

Außerdem ist er für die Kühllagerung nicht geeignet. Geerntet wird er ab Mitte September, Reifezeit ist von Oktober bis November (nach Rolff sogar nur im Oktober). Als Dörrobst und für Kompott ist er verwendbar, für Kuchen scheint er ebenfalls gut geeignet zu sein, da er beim Backen die Form behält.

Die Schale ist glatt, leicht fettig und glänzend wie Wachs. Die Grundfarbe ist Grüngelb, die beim Reifen entstehende Deckfarbe Orangerot. Das feste Fruchtfleisch ist leicht säuerlich.

Die Künstlerin:

Ellen Isham Schutt (1873–1955) gehörte wie Mary Daisy Arnold, Deborah Griscom Passmore und Royal Charles Steadman zu den Illustrator*innen beim USDA und arbeitete dort von 1904 bis 1914.

Und sonst:

Der oben erwähnte George Bunyard (1841-1919) war ein britischer Gärtner und Geschäftsmann. Er war einer der führenden Pflanzenzüchter im Vereinigten Königreich, dessen Firma unter anderem die Royal Botanic Gardens in Kew belieferte – zu diesen Gärten hatten wir ja schon etwas.

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© U.S. Department of Agriculture Pomological Watercolor Collection. Rare and Special Collections, National Agricultural Library, Beltsville, MD 20705

4 Antworten auf „AdT: Grahams Royal Jubilee – Long Live The Queen! (25.02.2022)“

  1. In der Tat ist „Grahams“ sehr gut zur Kerngewinnung bzw. zur Unterlagenanzucht geeignet. Unter anderem auch wegen der hohen Frosthärte der Sorte.
    Ein weiterer Vorteil der Sorte ist der späte Austrieb bzw. die späte Blüte im Frühjahr. Das sorgt für sichere Erträge, auch wenn es das Wetter nicht so gut meint. Im Jahr 2017 lieferte ein „Grahams“ Baum in meinem Bestand trotz schlechter Wetterbedingungen Vollertrag.
    Den angeblich mäßigen Geschmack kann ich so nicht bestätigen. Die Herrschaften von 1950 sollten mal „schmecken“ was heutzutage im Verkauf angeboten wird. Damit können es viele Sorten aufnehmen, die vor 100 Jahren nur als Wirtschaftfrucht deklariert wurden.
    In einem guten Jahr und passendem Erntezeitpunkt hält sich Grahams Jubiläumsapfel auf dem Naturlager (Erdkeller) durchaus bis Januar/Februar.

    Btw: Schön, dass es zum Apfelkalender einen passenden Blog mit Hintergrundinformationen gibt. Danke dafür.

    1. Herzlichen Dank für Ihren Kommentar und Ihre Erfahrungen mit dem Graham! Über Geschmack läßt sich ja immer oder auch nicht streiten, daher freut es mich, eine so positive Bewertung des „Graham“ zu lesen. Ich bekenne, daß ich auch erst durch diesen Blog meine Geschmacks-Kategorien süß / säuerlich / lecker deutlich erweitert habe. Und ich bei dem heutigen Minimalangenbot in Supermärkten es leider schon für normal halte, wenn viele Menschen für Äpfel nur ein „Schmeckt gut“ übrig haben. Aber vielleicht ändert sich das ja wieder.

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