AdT: Kaiser Wilhelm alias Peter Broich (07.10.2018)

Historische Abbildung rot-grüner und aufgeschnittener Äpfel, dazu ein Ast und Blätter; BUND Lemgo Obstsortendatenbank

Der „Kaiser Wilhelm“, aus „Deutschlands Obstsorten“; ©BUND Lemgo

Der heutige Apfel des Tages, der Kaiser Wilhelm, gehört zu den Goldrenetten. Er wurde 1864 vom Lehrer Carl Hesselmann im Kreis Solingen „entdeckt“. Hesselmann schickte 1875 mehrere Äpfel an Kaiser Wilhelm I. mit der Bitte, die Sorte nach ihm benennen zu dürfen, was dieser genehmigte.

Der Apfel fand dann weite Verbreitung, in der DDR wurde er nur Wilhelmsapfel genannt. Lange wurde vermutet, daß der Baum ein Sämling der Harberts Renette ist, die Früchte ähneln sich. 2010 stellte sich durch genetische Untersuchungen heraus, daß er mit der schon früher bekannten lokalen Sorte „Peter Broich“ aus dem Kölner Raum identisch ist. Dieser wurde vom Vikar Johann Wilhelm Schumacher in dessen privater Baumschule in Ramrath gezüchtet. Einen sehr informativen Artikel hat Hans-Joachim Bannier bei Obstsortenerhalt.de geschrieben.

Der mittelgroße bis große Apfel kann kasten- oder kugelförmig wachsen. Mitunter ziehen sich Falten über die Frucht, Stielhöhle und Kelch sind berostet.

Die glatte und glänzende Schale ist gelblich-grün, beim Lagern wird sie goldgelb. Auf der Sonnenseite zeigen sich eine lackrote Färbung und karminrote Streifen, beides kann über den ganzen Apfel verlaufen. Es gibt starke sternförmige Punkte, die hellbraun sind. Die Schale welkt nicht.

Das gelblichweiße Fruchtfleisch ist zunächst fein abknackend und saftig, der Geschmack ist weinsäuerlich und gewürzt. Allerdings verliert der Apfel dabei schnell an Saft und wird mehlig.

Die Erntezeit beginnt ab Oktober, er kann – mit dem genannten Qualitätsverlust – bis in den Winter hinein gelagert werden.

Der Baum wächst recht hoch, was ihn für den kommerziellen Anbau uninteressant macht – er soll in den 1950er Jahren aus dem Erwerbsanbau verschwunden sein.

Inzwischen wird er aber wieder Baumschulen angeboten und findet sich in Hausgärten oder auf Streuobst-Wiesen. In dem schönen „Apfelbuch Berlin-Brandenburg“ schreiben Caty Schernus und Alexander Fromm, daß die Sorte heute in Brandenburg in fast jeder Apfelallee zu finden und auch sonst noch sehr verbreitet ist. Was nicht verwundert, war Brandenburg doch einst mit Potsdam und Berlin das Zentrum Preußens, in dem eben auch Kaiser Wilhelm I. regierte.

Diese Sorte ist nach Grahams Royal Jubilee eine weitere, keineswegs überzeugende, die nach einer Herrschaft benannt wurde. Ein Schelm, …

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