AdT: Kempés Pauliner – ein verrutschter Strich (21.11.2018)

Kalenderblatt mit einer historischen Abbildung eines gelblich-rötlichen Apfels

Kempe’s Pauliner,
aus dem Kalender „An Apple a Day 2018“, mit frdl. Genehmigung des Verlags Hermann Schmidt

Der heutige Apfel des Tages heißt Kempe’s Pauliner, da ist dem Verlag der Apostroph zum Akzent geworden. Die Abbildung stammt aus Johann Lexa von Aehrenthals (1777-1845) 1. Band seiner „Deutsche Kernobstsorten“ (PDF, erschienen 1833) – leider findet sie sich nicht beim BUND Lemgo.

Der mittelgroße Apfel ist meist plattrund, doch zeigt er öfter auch eine Kugelform. Er ist für seine Größe auffallend schwer, was für die Sorte charakterisch ist. Der Bauch sitzt in der Mitte und wölbt sich flach abgerundet um den Stiel. Zum Kelch hin nimmt er etwas stärker ab, wodurch beide Wölbungen verschieden sind. Einige feine Falten sind am Kelch zu sehen, auch über den Apfel laufen flache, aber bemerkbare Erhabenheiten.

Die Farbe der geschmeidigen, sich etwas fettig anfühlenden Schale ist beim Pflücken ein schönes Hellgrün, das sich beim Lagern spät im Winter langsam zu einem schönen Zitronengelb wandelt, wobei ganz freihängende Früchte manchmal ein leichtes, erdartiges Rot zeigen. Die sehr feinen Punkte sind kaum bemerkbar, im Grün zeigen sie sich oft deutlicher als im Gelb. Auf der Sonnenseite bilden sich auch kleine Flecken. Die Schale hat einen angenehmen Geruch und welkt nicht.

Das weiße, recht feine Fruchtfleisch ist saftig, fest, abknackend und hat einen etwas gewürzhaften, recht angenehmen, feinen Weingeschmack.

Genußreif ist der Apfel im Januar, allerdings wird er zu Beginn des Frühjahrs am leckersten. Aehrenthal stuft ihn als vorzügliche Frucht vom zweiten Rang ein.

Die Bäume wachsen sehr lebhaft, werden groß und bringen früh Ertrag.

Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880) hatte schon im „Illustrierten Handbuch der Obstkunde“ (PDF) darauf verwiesen, daß Kempe’s Pauliner mit dem Grünen Fürstenapfel synonym sei. Nach seiner Beschreibung der Schale wollte ich das nicht einfach übernehmen. Allerdings habe ich dann bei der Arche Noah eine Beschreibung mit aktuellen Fotos des Apfels gefunden, die das doch nicht so unwahrscheinlich machen.

Die Sorte soll demnach im 17. Jahrhundert im kurfürstlichen Garten zu Koblenz kultiviert und von dort aus verbreitet worden sein. Um 1900 war der Apfel in der Steiermark recht häufig zu finden. Geschält eignet sich die Sorte als guter, feinsäuerlicher Tafelapfel, sonst in der Küche oder für die Obstweinbereitung.

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