AdT: Leckerbissen – don’t judge an apple by its skin (06.12.2018)

Historische Abbildung eines gelblich-roten Apfels; Bund Lemgo

Leckerbissen; ©BUND Lemgo

Beim heutigen Apfel des Tages, dem Leckerbissen, bin ich mir nicht ganz sicher, ob Aussehen und Name wirklich zusammenpassen. Die Abbildung stammt aus Rudolf Stolls (1847-1913) „Österreichisch-Ungarischer Pomologie“. Die Sorte kam 1860 aus den Niederlanden, dort heißt sie Lekkerbeetje, in Frankreich wurde das zum Friesischen Apfel, dem Pomme Friandise.

Die Äpfel haben durch die längliche, abgeplattete Form ein charakteristisches Aussehen, dazu sind die Hälften meist unterschiedlich groß. Breite, flache Erhabenheiten verschieben die Rundung etwas.

Die feine Schale wird während der Reife etwas geschmeidig, auf der Sonnenseite zeigt sich ein verwaschenes dunkles Blutrot, das sich auf der Schattenseite als undeutliche Streifen zeigt. Die Grundfarbe ist ein trübes Weißgelb, das aber meist überdeckt ist.
Es sind nicht viele Punkte zu sehen, diese sind eher fein. Dagegen geben die breiten, besonders auf der Sonnenseite netzartigen Rostfiguren dem Apfel ein ganz charakteristisches Aussehen.

Das gelblich-weiße, feine Fruchtfleisch ist fest, saftig, und hat nach Stoll einen feinen, erhabenen und weinartigen Zuckergeschmack. Der französische Pomologe und Baumschul-Besitzer André Leroy (1801-1875) bezeichnet den Apfel als „von erster Qualität“. Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880) dagegen teilt diese Einschätzung im „Illustrierten Handbuch der Obstkunde“ (PDF) nicht:

„Der Werth der Frucht entspricht wenigstens in meiner Gegend [in Norddeutschland, mhg] dem Namen nicht, wo ich auch selten eine Frucht erhielt, und selbst die oben dargestellte Frucht war im Wohlgeschmack von mittlerer Güte, so daß die Benennung vielleicht aus einer Zeit herrührt, wo man noch wenige gute Äpfel kannte.“

Allerdings räumt Obderdieck auch ein: „das Jahr war freilich kalt“.

Der „Leckerbissen“ reift im November und hält sich gut aufbewahrt bis in den Januar, danach welkt er allerdings. Stoll empfiehlt den Anbau nur als Zwergobst, und wenn ein größeres Sortiment vorhanden ist. Der Baum wächst ziemlich kräftig, bildet eine breite Krone und ist fruchtbar.

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