AdT: Lothringi Renet – ein Apfel mit (Blog-) Vergangenheit (14.04.2018)

Historische Abbildung eines gelblich-grünen und eines aufgeschnittenen Apfels; BUND Lemgo
Lothringer Renette nach Stoll; ©BUND Lemgo

Der heutige Apfel des Tages, die Lothringer Renette, führt zurück zur Reinette von Canada vom 14. Januar. Der Pomologe Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880) schreibt im „Illustrierten Handbuch der Obstkunde“ (PDF) ausführlich über die Hintergründe des Apfels*. Danach hat wohl Adrian Diel (1756-1839) den Apfel, den er aus Metz bekam, als erster beschrieben. Von diesem kam ein Reis zu Oberdieck, der anhand seiner Früchte den Apfel als Haushaltsapfel wertet. Weshalb er wiederum die Lothringer Renette keinesfalls mit der „Wahren Canada“ gleichsetzt.

Sehr gut gefällt mir Oberdiecks Herantasten und Vermuten, ob die eine oder andere Frucht vielleicht … Es waren wohl noch die Pioniertage der Pomologie.

Die feine, etwas geschmeidige Schale ist zur Pflückzeit Mitte Oktober noch hellgrün, wird dann beim Reifen gelblich, wobei das Grün immer noch vorherrscht. Was bei der Kalenderabbildung aus Rudolf Stolls Österreichisch-ungarischer Pomologie sehr gut wiedergegeben ist . Es gibt zahlreiche feine Punkte, die mit helleren Tupfen umgeben sind. Rost kommt sehr selten vor, ein Geruch sei nicht feststellbar – Theodor Engelbrecht (1813-1892) notiert im 1889 erschienenen Band Deutschlands Apfelsorten (PDF): „sehr schwach, welkt nicht“.

Das Fruchtfleisch beschreibt Engelbrecht als

hell grüngelblichweiss, nicht ganz fein, erst etwas fest, später markig und etwas locker, saftig, schwach reinettenartig gewürzt, vorherrschend, ziemlich kräftig, doch angenehm weinig, mässig süss.

Das deckt sich weitgehend mit Oberdiecks Beschreibung, er nennt es nur „nicht ganz fein“. Die Genußreife beginnt im Dezember, die Lagerung kann bis April ohne Welken der Äpfel gelingen.

Engelbrecht erwähnt, daß er ein Exemplar von „Schloesser-Ehrenfeld bei Cöln“ erhielt – da könnte ich doch mal schauen, ob das bei mir in der Nähe war.

………………..
* überhaupt empfehle ich das Buch, das in der Pomologischen Bibliothek online lesbar ist, weil es meist einen kleinen Ausflug in die Geschichte der jeweiligen Sorte enthält. Und wie ich gerade bestätigt bekam, in einer sehr leicht zu lesenden Fraktur gedruckt ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert