AdT: Pomme Joséphine – und die Vergänglichkeit des Ruhmes (29.05.2018)

Historische Abbildung zweier grünlicher und eines aufgeschnittenen Apfels sowie ein Blatt; BUND Lemgo Obstsortendatenbank
Der Gloria Mundi; ©BUND Lemgo

Der heutige Apfel des Tages, der Pomme Joséphine, ist auch bekannt als Belle Josephine, Josefinenapfel, Hausmütterchen, Herrenapfel, Pfundapfel, Stiefmütterchen, und besonders als Gloria Mundi. Allerdings weist nicht nur Rudolf Stoll (1847-1913), aus dessen „Österreichisch-Ungarischer Pomologie“ das Kalenderblatt stammt*, darauf hin, daß die Namen manchmal auch für ähnliche Sorten verwendet werden.

Der Apfel soll um 1800 in Nordamerika als Zufallssämling entstanden sein, dort heißt er „Monstrous Pippin“. Er muß dann recht schnell nach Europa gekommen sein, denn die Sorte wird schon Mitte des 19. Jahrhunderts von verschiedenen Pomologen erwähnt.

Die großen bis sehr großen Früchte sind hochgebaut, oft deutlich rippig. Die Rundung des Apfels ist stark unregelmässig und
meist fünfkantig.

Die ziemlich dicke und glatte Schale ist glänzend hellgrün, in voller Reife gelbgrün; Stoll kann auch auf der Sonnenseite keine Röte feststellen, auch wenn manche Pomologen in den Beschreibungen vereinzelt rote Flecken beschreiben. Es gibt wenige feine Rostpunkte, allerdings sind zahlreiche weiße Schalenpunkte für die Frucht charakteristisch.

Das gelbliche Fruchtfleisch ist ziemlich fein, genügend saftig und feinsäuerlich. Zunächst noch knackig, wird der Apfel mit der Zeit etwas mürbe. Allerdings merken einige an, daß der Apfel nicht nur äußerlich, sondern auch geschmacklich nicht besonders attraktiv sei. Als Wirtschaftsapfel zum Kochen und Mosten sei er dagegen gut verwendbar.

Der Apfel reift im November und hält sich bei guter Lagerung bis Februar, nach anderen Angaben sogar bis Mai. Stoll rät von einem Anbau in großem Maßstab ab, besonders in windigen Gegenden. Allerdings hält er die Sorte, die guten Ertrag bringen kann, als Zwergobst für eine lukrative Angelegenheit, und auch für Einreichungen bei Wettbewerben als aussichtsreiche Frucht.

Und sonst:

Ein Ölgemälde aus dem 17. Jahrhundert, im Vordergrung ein Skelett mit Papstkleidung

Juan de Valdés Leal, Finis gloriae mundi (1672)

Auf der Suche nach „Gloria Mundi“ kam ich natürlich zum Sic Gloria Transit Mundi. Was ich bisher nicht wußte: Bei der Inthronisation eines Papstes wurde es im 16. Jahrhundert als „Sancte Pater, sic transit gloria mundi“ verwendet – auch der Papst sei vergänglich.

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* ich habe für den Blog die Abbildung aus der Zeitschrift „Nach der Arbeit“ aus dem Jahr 1940 gewählt; ©BUND Lemgo

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