AdT: Red June – und Juni auch hier (01.06.2022)

Historische Abbildung von zwei rot-gelblichen Äpfeln ; USDA
Red June; ©USDA

Den heutigen Apfel des Tages, den Royal Charles Steadman 1920 im Arlington County, Virginia, vorfand, kennt man in den USA auch als Carolina Red June. Den Zusatz hat er natürlich von der Ursprungsgegend Carolina. Er war schon vor 1800 bekannt, als möglicher Züchter wird ein Henry Sieber aus Pomaria, South Carolina, genannt.

Creighton Lee Calhoun nennt ihn in seinem Buch „Old Southern Apples“ einen typischen „Southern apple“, und definiert dies als „eine Frucht, die seit der Gründung von Jamestown 1607 unterhalb der Mason-Dixon-Linie geschätzt wird“. Diese Grenze hatten wir ja schon mal.

Im 2. Band der Apples of New York heißt es über den Red June, daß es eine sehr attraktive, kleine bis mittelgroße Sorte sei, deren Früchte sich in Größe und Form kaum unterschieden. Die Äpfel sind rundlich-länglich bis ziemlich länglich, und dabei schräg bis konisch.

Die dünne und empfindliche Schale glänzt in dunklem Rot, das sich fast komplett über einem blassen Gelb oder Grün verteilt – auf der Sonnenseite ist es dunkler. Es gibt sehr viele Punkte, die aber kaum auffallen.

Das Fruchtfleisch ist feinkörnig, zart, mäßig saftig, lebhaft mit leichter Säure.

Der Apfel kann ab Juni / Juli direkt vom Baum gegessen werden. Calhoun hält mehrere Dinge für ausschlaggebend, wodurch der Carolina Red June im 20. Jahrhundert im Süden so großen Erfolg hatte. Dort gab es bis weit ins 20. Jahrhundert viele Selbstversorger. Ein guter früher Apfel wurde von ihnen geschätzt, weil dieser die langsam in der Qualität nachlassenden Winteräpfel ersetzen konnte.

Die Frucht beginnt sehr früh zu reifen, reift über einen Monat oder länger und hat für einen frühen Apfel einen guten Geschmack und eine gute Textur. Es gab zwar einige Sorten, die noch früher reiften, diese waren aber hauptsächlich Küchenäpfel.

Er ist leuchtend rot, was bei der Kundschaft immer gut ankommt, er hält mehrere Wochen und kann daher kommerziell vermarktet werden. Zudem blüht er spät, wodurch er weniger frostgefährdet ist; er bringt guten Ertrag und kommt mit unterschiedlichen Böden zurecht. Für fast zwei Jahrhunderte war der Carolina Red June der beliebteste Apfel im Süden.

Und Calhoun berichtet von einem interessanten Phänomen: oft blüht der Baum zweimal im selben Jahr und trägt im Herbst eine zweite, geringere Ernte.

Der Künstler

Der 1875 geborene Royal Charles Steadman gehörte wie Ellen Isham Schutt (1873–1955), Mary Daisy Arnold (ca. 1873–1955) und Deborah Griscom Passmore (1840–1911) zu den Illustrator*innen beim USDA und arbeitete dort seit 1915 als „pomological artist“. Er ist mit 892 Dokumenten in der pomologischen Aquarellsammlung verzeichnet.

Und sonst:

Zu der Sorte gibt es ein, wie ich finde, interessantes Video (in Englisch): Ein experimentierfreudiger Hobby-Pomologe hat 17 (!) Sorten auf einem (!) Baum gepfropft, darunter ganz frisch einen Carolina Red June. Und an einem Zweig ist schon im ersten Jahr ein Apfel gewachsen.

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