AdT: Schöner von Boskoop (16.05.2022)

Historische Abbildung eines gelben, rötlich gestreiften und eines aufgeschnittenen Apfels sowie ein stilisiertes Blatt; BUND Lemgo

Der Schöne von Boskoop; © BUND Lemgo

Der heutige Apfel des Tages ist ein echter Klassiker, und ich bin überrascht, daß die Sorte hier erst jetzt auftaucht: der Schöne von Boskoop*. Die Abbildung stammt aus Band 1 von Unsere besten deutschen Obstsorten, der 1929 in der 6. Auflage erschien und 52 Apfelsorten beschreibt.

Der niederländische Pomologe Kornelis Johannes Wilhelm Ottolander** (1822-1887), der im Dorf Boskoop lebte, hatte 1856 dort den Zufallssämling entdeckt und veredelt. Ab 1863 verbreitete sich die Sorte weitläufig, und sie kann wohl noch heute zu den häufig angebautenen alten Sorten gezählt werden – was auch an der Vielzahl der Abbildungen beim BUND Lemgo abzulesen ist. In Deutschland wird sie auch gern als „Boskop“ angeboten.

Die Sorte ist dabei durchaus polarisierend: Für viele ist die Säure, wenn er als Tafelapfel verwendet wird, zu heftig. Als Küchenapfel ist er wegen seiner Festigkeit und wegen seines kräftigen Geschmacks äußerst beliebt.

Die Beschreibung in „Unsere besten deutschen Obstsorten“ (PDF) ist recht ausführlich. Der kurze Hinweis auf die Herkunft und den „Multiplikator“ Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880), der die Sorte sehr schätzte, wird um die Information ergänzt, daß die Sorte mit der Renette von Montfort identisch sei. Dann folgt der Apfel selbst.

Der mittel- bis sehr große Apfel (200 Gramm sind keine Seltenheit) ist mehr breit als hoch, mittelbauchig und flachkugelförmig.

Die etwas rauhe Schale ist manchmal grünlich und mattglänzend, meist aber stark berostet, auch mit Rostflecken und Streifen behaftet. Äpfel, die viel Sonne bekommen, zeigen eine leicht verwaschene karmesinrote Färbung und ebensolche Streifen. Die Schale ist fest und stark und welkt nicht leicht. Und wer schon mal einen Boskoop geschält hat, versteht, warum die Sorte auch unter die Lederäpfel gerechnet wird.

Das gelbliche, manchmal auch grüngelbe Fruchtfleisch ist fest, saftreich und hat einen würzigen, weinsäuerlichen Renettengeschmack. Ab Dezember ist die Genußreife voll ausgebildet, das Fruchtfleisch ist dann schön mürbe und locker.

In der Beschreibung wurde die Sorte zum „Apfel der Zukunft“ erhoben. Auch, weil sie häufig eine gute Resistenz gegenüber Krankheiten und Schädlingen zeige. Zudem ist sie, weil sie durch ihre Robustheit gut zu transportieren ist, auch für den gewerblichen Anbau interessant.

Das Wachstum des Baums ist gesund und kräftig. Er gedeiht auf jedem nährstoffreichen, nicht zu trockenen Boden, verträgt aber auch in gewissem Maß Feuchtigkeit. Die Sorte eignet sich auch zum Umpfropfen älterer Bäume und gedeiht noch
auch gut in rauhen und höheren Lagen. Der Ertrag ist groß, regelmäßig und tritt frühzeitig ein.

Es gibt eine Knospenmutation, die der Obstbaumzüchter Otto Schmitz-Hübsch 1923 im Rheinland entdeckte und die als Roter Boskoop bezeichnet wird. Sie unterscheidet sich aber nur durch die rote Farbe, hat ansonsten die gleichen Eigenschaften wie der klassische Boskoop.

Erfreulich ist auch, daß der Boskoop für Menschen mit einer Apfelallergie meist verträglich ist (wie alte Sorten ja insgesamt). Der BUND Lemgo hat dazu auch ein Projekt der Berliner Charité unterstützt.

Und sonst:

Es gibt eine kurze Dorfrundfahrt, wobei die Gemeinde Boskoop mit 16.130 Einwohnern schon recht groß ist.

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* oder auch „Schöner aus Boskoop“

** In Band 15 der Pomologischen Monatshefte wurde ein Portrait der Baumschule Ottolander veröffentlicht, das auf der wie immer empfehlenswerten Website des BUND Lemgo als PDF nachzulesen ist.

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