AdT: Tecumseh – ein vergessener Apfel und ein Held in den USA. Es ist kompliziert. (09.05.2018)

Historische Abbildung eines gelblich-rötlichen und eines aufgeschnittenen Apfels; USDA

©USDA

Der heutige Apfel des Tages wurde 1898 in Tecumseh, Johnson County in Nebraska von Deborah Griscom Passmore gemalt. Und das ist leider auch schon alles, was ich über den Apfel selbst herausgefunden habe. Aber das hat mich ja noch nie abgehalten, hier etwas zu schreiben.

Der Name war mir durch den „Indianerhäuptling“ Tecumseh (1768-1813) ein Begriff. Auch wenn ich über ihn nicht allzu viel wußte. Und borniert, wie manche Alt-Europäer so sind, hatte ich erst mal angenommen, daß die Apfelsorte nichts mit einem „Indianer“ zu tun haben könne, sondern nach dem Ort, in dem das Kalenderblatt gemalt wurde, benannt sein müsse.

Ja. Nein. Es ist kompliziert.

Tecumseh in Nebraska liegt im Johnson County. Dieser County wurde nach Richard Mentor Johnson (1780-1850), dem 9. Vizepräsidenten der USA, benannt. Der zudem angeblich in der Schlacht am Thames River im Britisch-Amerikanischen Krieg 1813 Tecumseh tötete (was er für seine politische Karriere nutzte).

Tatsächlich hieß der Ort bei der Gründung 1856 Frances, wurde allerdings schon 1857 in Tecumseh umbenannt. Also nach einem „Feind“ und „Opfer“. Dem mit der Benennung einer Stadt aber doch irgendwie Ehre erwiesen wird? Es gibt zudem neun weitere Orte mit dem Namen Tecumseh in den USA, dazu vier Kriegsschiffe der US-Marine.

Was ich irgendwie nicht verstehe.

Für Kanada ist das für mich nachvollziehbar, denn Tecumseh verhinderte eine Ausweitung des US-amerikanischen Herrschaftsgebietes in Richtung Kanada.

Beim später berühmten Nordstaaten-General William T. Sherman (1820-1891) steht das T. für „Tecumseh“. Er erhielt diesen zweiten Vornamen von seinem Vater wegen dessen großer Verehrung des Indianerhäuptlings.

Und dann gibt es noch den DEFA-Klassiker „Tecumseh“ aus dem Jahr 1972, natürlich mit Gojko Mitić in der Hauptrolle. Das Lexikon des internationalen Films hält den Anspruch für gut, kommt aber leider zu einem vernichtenden Urteil, was die (fehlende) filmische Qualität angeht.
Und Gerhard Wiechmanns, im Sammelband „Jugendbilder in den DDR-Medien“ erschienenen Aufsatz „Zwischen Karl May und Karl Marx. Der DEFA-Indianerfilm ‚Tecumseh’“ hat zumindest einen „spannungsreichen“ Titel – und paßt wegen der gerade stattfindenden Karl-May Karl-Marx-Festspiele.

Die Künstlerin

Deborah Griscom Passmore (1840–1911) war eine der Illustratorinnen des USDA, dort leitete sie die Pomologische Abteilung. Bis heute gilt sie als eine der wichtigen Künstlerinnen in diesem Bereich.

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© U.S. Department of Agriculture Pomological Watercolor Collection. Rare and Special Collections, National Agricultural Library, Beltsville, MD 20705

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