AdT: Englischer Karolin – mit etwas Systemkritik (15.12.2018)

Historische Abbildung eines gelblich-rötlichen Apfels; Bund Lemgo

Englischer Karolin; ©BUND Lemgo

Zum heutigen Apfel des Tages könnte es auch wieder einen kurzen Beitrag geben. Denn Johann Prokop Mayer (1737-1804), aus dessem Pomona Franconica die Abbildung stammt, hat den Englischen Karolin nur sehr knapp beschrieben.

Demnach sei er in Böhmen verbreitet, wo er als guter Dessertapfel gelte, auch in den Niederlanden und England würde er geschätzt. Leider nennt Mayer keinen englischen Namen, bei der National Fruit Collection habe ich immerhin einen Caroline gefunden, der auch Caroline Lady Suffield heißt.

Er wuchs zuerst im Garten eines Lord Suffield in Blickling, Norfolk, ist seit 1822 bekannt und hat festes weißes Fruchtfleisch mit süßem Geschmack; Pflückzeit ist Mitte September. Prokop gibt nur noch an, daß der Apfel im Oktober genußreif sei und bis (er schreibt „biß“ – sic) Weihnachten hielte.

Der Englische Karolin gehört zur Familie der Herrenäpfel, dort ordnet Mayer ihn unter die Spielart der Karolinen ein, dessen beste die Englische sei – weshalb er auch nur diese beschrieb.

Auf Mayers Ausführungen zur Namens-Herkunft hatte ich schon mal im Zusammenhang mit dem Großen Farosapfel hingewiesen. Für Link-Klick-Faule noch mal das Wichtigste in Kürze:

Es ist wahrscheinlich, daß, während dem ehenmaligen Feudalsystem iede neuerdings entdeckte, oder, durch die Kultur veredelte Frucht dem Lehenherren, als ein Zeichen der Ergebenheit, dargebracht wurde. Dadurch bekamen alle gute Aepfelarten , da sie nur für die Tafeln des Adels gehörten, den Namen Herrenäpfel , nur , mit dem einzigen Unterschied, daß man sie nach den Graden ihrer Güte, Kaisers- Königs- Prinzenäpfel u. s. w.

Der Setzer war damals wohl mit der Komma- und Leerzeichen-Streusandbüchse unterwegs.

Und sonst:

Beim heutigen Apfel fiel mir wieder einmal der evangelische Theologe und Revolutionär Thomas Müntzer (1489-1525) ein. Er zierte in der DDR den 5-Mark-Schein, was ich immer für eine kleine systemkritische Stichelei ansah, denn von Müntzer stammt u.a. das Zitat:

„Die Herren machen das selber, dass ihnen der arme Mann feind wird. Die Ursache des Aufruhrs wollen sie nicht wegtun. Wie kann es die Länge gut werden? So ich das sage, muss ich aufrührerisch sein.“

(aus der „Hochverursachten Schutzrede“ von 1524)

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