AdT: Yellow Transparent – von Transparenz kann nicht die Rede sein (10.07.2022)

Historische Abbildung eines gelblichen Apfels mit Stiel und Blättern; USDA

Der Yellow Transparent, von R. C. Steadman 1918 im Van Buren County, Michigan, gefunden; ©USDA

Der heutige Apfel des Tages ist nur eine von vielen russischen Apfelsorten, die das USDA bis Ende des 19. Jahrhunderts in die USA brachte. Neben der frühen Reife im Juni / Juli und der guten Erntemenge war besonders die Winterhärte ein Grund, warum sich der Yellow Transparent in den USA als Hausgartenapfel sehr gut verbreitete. Er ist ein ausgezeichneter Küchenapfel (für Apfelmus soll er exzellent sein), als Tafelapfel allerdings etwas heikel.

Die glatte, durchsichtige Schale ist zunächst durchsichtig weiß und färbt sich gelb, wenn der Apfel reif ist; weiße oder grünliche Punkte sind nicht selten. Für einen gelben Apfel sieht er auch recht attraktiv aus.

Das weiße, zarte Fruchtfleisch ist saftig, feinkörnig und säuerlich bis sauer. Allerdings ist sein Reifegrad am Baum immer schwierig einzuschätzen und deshalb die Verwendung als Tafelapfel manchmal ein Glücksspiel. Zu früh geerntet ist er bitter oder sehr sauer, zu spät schnell mehlig. Adam beschreibt dies in seinem Blog.

Als Küchenapfel wurde er daher oft zeitig geerntet und dann mit etwas milderen Sorten verarbeitet. In einem Forum schreiben viele über das Problem der Apfel-Reife – und die meisten bevorzugen Apfelmus oder ähnliche verarbeitete Produkte. Diese kurze Haltbarkeit gab es auch beim hier schon besprochenen Foxley Russian Apple, der in Deutschland u.a. als Weißer Sommergewürzapfel und Sommerbellefleur bekannt ist.

Dazu kam die empfindliche Schale, was die Verwendung als Tafelapfel für den Verkauf ebenfalls erschwerte.

Die Sorte gehört zu den sogenannten Klaräpfeln, stammt aus dem baltischen Ostseeraum und war auch in Deutschland sehr beliebt. Es gibt allerdings noch ein kleines Namensproblem. In Deutschland findet sich vorwiegend der Weiße Transparent, der später auch als Weißer Klarapfel oder kurz als Klarapfel auftaucht. In der US-Literatur habe ich den White Transparent bestenfalls als Synonym gefunden habe. Und in dem ab 1942 erschienenen Werk „Nederlandsche Fruitsorten“ von R. Lijsten und A. Beeftink wird er als Yellow Transparent geführt. Es scheint sich immer um die selbe Sorte zu handeln.

Der Künstler

Der 1875 geborene Royal Charles Steadman gehörte wie Ellen Isham Schutt (1873–1955), Mary Daisy Arnold (ca. 1873–1955) und Deborah Griscom Passmore (1840–1911) zu den Illustrator*innen beim USDA und arbeitete dort seit 1915 als „pomological artist“. Er ist mit 892 Dokumenten in der pomologischen Aquarellsammlung verzeichnet.

Und sonst:

Weil heute Sonntag ist, erlaube ich mir über eine leicht familiär geprägte Assoziationskette Ursprungsgebiet Baltikum – Ostpreußen – Insterburg – ein ziemlich verblödeltes Lied, das ich in frühester Jugend häufiger mitgesungen habe …

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© U.S. Department of Agriculture Pomological Watercolor Collection. Rare and Special Collections, National Agricultural Library, Beltsville, MD 20705

3 Antworten auf „AdT: Yellow Transparent – von Transparenz kann nicht die Rede sein (10.07.2022)“

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