Champagner-Reinette; © Wageningen University & Research
Die Kalender-Abbildung stammt aus Wilhelm Lauches Deutscher Pomologie, die von 1879 bis 1884 in 6 Bänden erschien.
Lauche (1827-1883) war Gärtner, Dendrologe und Pomologe, die Abbildung und seine Beschreibung des heutigen Apfels findet sich im umfangreichen Angebot der Wageningen University & Research.
Lauche schreibt, daß über Entstehung der Sorte nichts genaueres bekannt, die Sorte aber deutschen Ursprungs sei. Er belegt dies nicht weiter, weist nur auf eine starke Verbreitung in Süddeutschland hin, wo sie auch als Loskrieger bekannt sei; Adrian Diel (1756-1839) hatte sie 1799 zuerst und unter diesem Namen beschrieben.
Darüberhinaus gibt es noch zahlreiche andere Synonyme:
Käsapfel, Schätzle, Glasapfel, Silberapfel, Drei Jahre dauernder Mutterapfel, Fürstlicher Tafelapfel, Glattapfel, (Goldgranater) Herrenapfel, Jahrapfel, Rabenapfel, Reinette Blanche de Champagne, Rübenapfel, Schätzler, Taffetapfel, Wachsapfel, Wachsrenette, Weinsäuerling, Weißer Kanadaapfel, Weißer Zwiebelapfel, Welschweinling, Zwiebelapfel, Zweijährling.
Im Zusammenhang mit dem Glasapfel hatte ich ihn auch schon mal erwähnt.
Auf der zweiten Versammlung deutscher Pomologen in Gotha im Jahre 1857 wurde sie zum allgemeinen Anbau empfohlen und war seitdem weit verbreitet.
Das Schweizerische Obstbilderwerk von Theodor Zschokke (1868–1951) nennen dagegen Nordfrankreich als Herkunftsgebiet. Verbreitet hat sich die Sorte tatsächlich aber wohl nur in Süddeutschland und in Österreich.
Die mittelgrossen, schön geformten, flachen Äpfel runden sich zum Kelch und zur Spitze hin gleichmässig ab.
Die Kelcheinsenkung ist recht flach, und ist am Rand mit scharf ausgeprägten, charakteristischen schmalen Falten umgeben, die sich bei einzelnen Früchten auch schwach über den Rand hinziehen können.
Die glatte, glänzende Schale ist beim Pflücken grünlich-gelb und beduftet, wird beim Lagern dann zitronengelb; auf der Sonnenseite kann sich ein zartes, verwaschenes Rosenrot zeigen. Rostpunkte gibt es selten, feine weißliche Schalenpunkte sind dagegen zahlreich. Am Kelch und am Stiel kann es vereinzeltzu feiner zimtfarbigem Rost kommen.
Das feine weiße Fruchtfleisch ist zunächst etwas hart, wird später mürbe. Der saftige Apfel hat einen angenehmen, weinsäuerlichen Zuckergeschmack, allerdings ohne eigene Würze.
Lauche nannte ihn einen „vorzüglichen Wirtschaftsapfel, besonders zum Dörren und zur Mostbereitung, doch auch noch für die Tafel brauchbar“. Die Lagerreife beginnt nach Neujahr, dann hält sich die Frucht bis in den Juni.
Der Baum wächst schwach, wird mittelgroß, bildet gedrungene, runde Kronen und bringt guten Ertrag. Über die Ansprüche gibt es unterschiedliche Berichte: Während Lauche schreibt, daß die Sorte in jedem Boden gleich gut gedeihe, kommt die Beschreibung bei der Arche Noah (PDF) zu eingeschränkteren Empfehlungen. Das kann auch heutzutage noch überprüft werden, denn die Sorte wird in Baumschulen noch angeboten. Bei der Eignung für die Bepflanzung von Wegen und Straßen sind sich Lauche und Arche Noah wiederum einig.