Das Apfel-Kalender-Jahr geht mit über 350 Einträgen zuende. Ich habe einige neue Quellen und wieder viele alte Sorten kennengelernt. Es gab interessante Kommentare und es gibt noch einige offene Recherchen.
Das Jahr 2023 wird für mich ein bißchen im Zeichen der Praxis stehen, da ich seit November Baumpate für einen Wagener und einen Lord Lambourne bin. Mit der ersten Ernte werde ich mich sicher noch etwas gedulden müssen, aber die Bäume auf der Streuobstwiese (hoffentlich) wachsen zu sehen, ist doch ein bißchen aufregend.
Im Blog wird es auch den einen oder anderen Beitrag aus der Apfelwelt geben. Und dann habe ich noch den Apfel-Kalender 2019, der irgendwann Aufmerksamkeit bekommen wird. Das wird aber eine Weile dauern, denn die täglichen ein bis zwei Stunden, die ich für die Einträge gebraucht habe, haben zwar Spaß gemacht – jetzt benötige ich aber doch mal wieder eine Apfel-Schreib-Pause.
Der letzte Apfel des Tages im diesjährigen Apfelkalender ist ein doppelter, nämlich der Doppelte Prinzenapfel. Die Abbildung stammt aus dem 1892 erschienenen Band 38 der Pomologischen Monatshefte. Diese wurden 1855 von den Pomologen Eduard Lucas (1816-1882) und Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880) als „Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau“ (1855-1865) gegründet. Sie hieß später „Illustrierte Monatshefte für Obst- und Weinbau“ (1865-1874), eben „Pomologische Monatshefte“ (1875-1905) und „Deutsche Obstbauzeitung“ (1906-1922).
Eduard Lucas‘ Sohn Friedrich hat dazu einen kurzen Beitrag geschrieben. Die sehr schöne Abbildung hatte der Garteninspektor Franz Göschke angefertigt, der Apfel wurde 1890 auf einer Ausstellung in Berlin gezeigt. Dort hatte er sich wegen seines guten Aussehens und der „vorzüglichen Konservierung“ ausgezeichnet.
Lucas vermutet, daß es sich bei dieser als „Doppelter Prinzenapfel“ vorgestellten Sorte um die selbe handelt, die Theodor Engelbrecht (1813-1892) in Deutschlands Apfelsorten (PDF) 1889 unter Nr. 79 als „Winter-Prinzenapfel“ beschrieben hatte: Der walzenförmige, nur leicht stielbauchige Apfel weist fast gleiche Hälften auf. Die Einsenkung des Kelchs ist recht tief, es zeigen sich dort flache, deutlich über die Frucht laufenden Rippen.
Die glatte, grüne Schale wird später hellgrünlich-gelb, die Sonnenseite ist meistens schwach gerötet und hat blasse, karminrote Streifen. Es gibt feine braune Pünktchen, nicht selten sind kleine Anflüge von Rost zu finden. Die Frucht welkt nicht und hat einen sehr deutlichen Geruch.
Das ziemlich feine und markige Fruchtfleisch ist hellgrün-gelblich bis -weiß, saftig und hat einen angenehm gewürzten, etwas vorherrschenden weinig-süßen Geschmack.
Die Sorte soll in der Hamburger Gegend sehr verbreitet gewesen sein, sie wird auch heute noch angebaut.
Bei Hans-Joachim Banniers 200 Apfelsorten-Beschreibungen gibt es eine schöne Ergänzung: Die wohlschmeckenden Äpfel fallen in der Reife leicht und sind nur von kurzer Haltbarkeit, weshalb sie oft nur als Mostapfel verwendet werden, auch wenn sie eingeschränkt als Tafeläpfel brauchbar seien. Sie eignen sich für Streuobstwiesen mit nicht zu schwerem Boden.
Der heutige Apfel des Tages ist der Noble Sovar, die Illustration hatte Deborah Passmore 1896 für die Pomological Watercolor Collection des USDA angefertigt. Das Exemplar stammte aus Colfax im Whitman County, Washington, auf der Abbildung heißt er „No. 11 Noble Sovari“.
In der Sammlung gibt es noch zwei weitere Abbildungen, die ebenfalls von Deborah Passmore angefertigt wurden: 26662 und 26662(a). Beide unterscheiden sich deutlich vom heutigen Apfel – sie haben nicht die dunkle Schale und vor allem fehlen ihnen die markanten Rippen. Da die Inventar-Nummern auf diesen Illustrationen „26662“ lauten, nehme ich an, daß beide im Jahr 1902 angefertigt wurden.
Leider habe ich keine weiteren Informationen zu der Sorte gefunden, lediglich im Jahresbericht des Board of Control of the New York Agricultural Experiment Station aus dem Jahr 1906 taucht der Hinweis auf, daß es eine der zahlreichen Sorten sei, die nicht ausführlicher getestet wurde.
Und in dem 1911 in London erschienenen Band An index to illustrations of apples wird ein „Noble of Sovar“ genannt, dessen Abbildung sich in der Magyar Pomologia finden soll. Möglicherweise stammt die Sorte also aus Europa; zumal Sovar der alte Name für den heute slowakischen Ort Solivar ist.
Und nach etwas Sucherei entdeckte ich noch, daß es 2018 einen ungarischen Apfel-Monatskalender mit Sorten gab, die es in die „Neue Welt“ geschaft hatten.
Deborah Griscom Passmore (1840–1911) war eine der Illustratorinnen des USDA, dort leitete sie die Pomologische Abteilung. Bis heute gilt sie als eine der wichtigen Künstlerinnen in diesem Bereich.
Der heutige Apfel des Tages ist der Baxter, die Illustration hatte Bertha Heiges 1905 für die Pomological Watercolor Collection des USDA angefertigt, das Exemplar stammte aus Ontario (Kanada).
Über die Sorte habe ich nur wenig erfahren. wurde er gezüchtet und ist seit ca. 1800 bekannt. Er wird spät im September geerntet und hat festes, grobes Fleisch, im Geschmack angeblich eher unspezifisch säuerlich. Zugleich gilt er als guter Back-Apfel. Er ist noch als Baxter’s Red, la Rue, Larue und Red Pound bekannt. „AdT: Baxter – oder: Fünf Arten, einen Apfel zu malen (29.12.2022)“ weiterlesen
Der heutige Apfel des Tages ist der Weiße Winter-Taffetapfel, die Abbildung stammt aus dem Band Unsere besten Deutschen Obstsorten, der 1929 in der 6. Auflage erschien.
Da es im Blog bereits zwei Beiträge zu dieser Sorte gibt, verweise ich auf diese, bitte hier und hier entlang.
Die Sorte ist auch heute noch in Baumschulen erhältlich.
Der heutige Apfel des Tages ist ein Winter-Rambur, die Abbildung stammt aus dem 1890 erschienenen Band 36 der Pomologischen Monatshefte. Diese wurden 1855 von den Pomologen Eduard Lucas (1816-1882) und Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880) als „Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau“ (1855-1865) gegründet und hieß später „Illustrierte Monatshefte für Obst- und Weinbau“ (1865-1874), eben „Pomologische Monatshefte“ (1875-1905) und „Deutsche Obstbauzeitung“ (1906-1922).
Ich habe diesmal „ein Winter-Rambour“ geschrieben, weil der Name für zahlreiche Sorten verwendet wurde und dies durchaus umstritten war. Dazu gibt es in Band 50, der 1904 erschien, einen längeren Beitrag mit dem Titel „Eine sehr nötige Umtaufe“, den ich zur Lektüre empfehle. „AdT: Winter-Rambour (27.12.2022)“ weiterlesen
Der heutige Apfel des Tages, der Hyslop, gehört zu den Crab Apples, den Holzäpfeln. Von denen hatten wir schon den Wildapfel. Die schöne Abbildung stammt von Royal Charles Steadman, der den Apfel 1919 in South Haven im Van Buren County, Michigan, gefunden hatte. Der Hyslop wird im 2. Band der Apples of New York beschrieben.
Die Herkunft ist unbekannt, im Jahr 1869 bemerkte der US-amerikanische Pomologe Charles Downing (1802-1885), daß die Sorte lange und sehr extensiv kultiviert wurde. Der Hyslop wurde allgemein von Baumschulen im ganzen Land aufgeführt und galt als einer der bekanntesten und am weitest verbreiteten Crab Apples. „AdT: Hyslop (26.12.2022)“ weiterlesen
Der heutige Apfel des Tages ist der Rote Herbstkalvill. Es ist eine sehr alte französische Sorte, die bereits im 17. Jahrhundert bekannt war. Die Abbildung stammt aus Christian Eduard Langethals (1806-1878) Deutschem Obstcabinet, er ordnet sie als Frucht II. Ranges ein. Im 19. Jahrhundert war die Sorte in Mitteleuropa sehr verbreitet, heutzutage ist sie selten. „AdT: Rothe Calville (02.10. und 25.12.2022)“ weiterlesen
Die Sorte ist vor allem als Danziger Kantapfel bekannt, daber auch als Bentleber Rosenapfel, Braunroter Himbeerapfel, Großer Roter Herbstfaros und als Florentinerapfel. Beim letzten Eintrag habe ich etwas ausführlicher zu der Sorte geschrieben, daher bitte dort (und bei den anderen verlinkten Beiträgen) nachlesen.
Der heutige Apfel des Tages ist der White Winter Pearmain, die Abbildung hatte Amanda Newton 1912 für die Pomological Watercolor Collection des USDA angefertigt. Das Exemplar stammte von einen B. B. Pratt aus dem, in diesem Blog noch nicht vorgekommenen, Umatilla County* in Oregon. Es gibt in der Sammlung insgesamt sechs Abbildungen, die recht stark variieren.
Zur Sorte habe ich einen ausführlichen Eintrag in Band 1 der Apples of New York gefunden, der 1905 veröffentlicht wurde – dort wird die Sorte mit dem Hauptnamen White Pearmain geführt.
Um 1900 war es in Teilen des Mittleren Westens von Ohio bis Kansas eine begehrte alte Tafelapfel-Sorte. In diesen Regionen wuchs er besser als im Bundesstaat New York, in dem er auch nicht zum Anbau empfohlen wurde. „AdT: White Winter Pearmain (23.12.2022)“ weiterlesen