Der Pomme De Lettre (?); ©BUND Lemgo
Auf diesen Apfel des Tages freue ich mich schon, seit ich ihn in der Liste gesehen habe. Pomme de Lettre, homme de lettres. Hach! Der Apfel wird von Franz Jahn (1806-1867) im Deutschen Obstcabinet besprochen, das von Christian Eduard Langethal (1806-1878) herausgegeben wurde.
Zunächst beginnt Jahn damit, für den französischen Namen eine deutsche Übersetzung zu installieren: „Wahrscheinlich wird der Name im Deutschen als „Apfel von Lettre“ wiederzugeben sein.“
Der Apfel ist meist länglich, kann aber auch plattrund sein. Der Kelch ist mit starken, regelmäßigen Rippen umgeben.
Die Schale ist grüngelb und hat undeutliche, rötliche Streifen auf der Sonnenseite.
Das feine Fruchtfleisch ist schwach gelblich-weiß, um das Kerngehäuse zeigt sich eine grüne Ader. Es ist etwas locker und mürbe, von sehr gutem, gezuckertem Geschmack, der eine leichte Quittennote hat. Zudem duftet der Apfel sehr angenehm.
Die Reifzeit beginnt im Dezember, der Apfel läßt sich gut über den Januar hinaus lagern.
Und dann kommt Jahn noch zu ein paar Bemerkungen:
Er bekam einen jungen Baum vom belgischen Gartenbauunternehmer Adolphe Papeleu (1811-1859). Dieser nannte den Baum in seinem Katalog ertragreich, die Frucht mittelgroß, ein ganzes Jahr haltbar und I. Ranges.
Ferdinand Leopold Carl Freiherr von Biedenfeld (1788-1862) meinte in seinem 1854 in zwei Bänden erschienen „Handbuch aller bekannten Obstsorten“, man müsse den Apfel, trotz der verschiedenen Schreibart und Reifzeit, mit dem „Pomme de Lestre“ vergleichen. Dieser längliche Apfel stammt aus dem Limousin und ist recht groß, gelblich-grün, auf der Sonnenseite rot verwaschen Das Fruchtfleisch sei von mittelmäßiger Güte, die Reife im Oktober.
Gegen diesen Vergleich führt Jahn ins argumentative Feld, daß sein
„Apfel nun aber eine ganz gute Frucht und demnach von diesem Pomme de Lestre doch wohl ver schieden ist, so fand ich mich veranlaßt, ihn als selbstständige Sorte ausführlich hier zu schildern.“
Abgesehen davon, daß das Argument, seine Frucht sei eine „ganz gute“, etwas schwach ist, spricht auch gegen eine eigenständige Sorte, daß ich weder in Frankreich noch in Belgien einen Ort namens „Lettre“ finden konnte, ein Lestre gibt es dagegen im Arrondissement Cherbourg. Ich fürchte, da lag ein Setzfehler vor, oder jemandem ist das Wortspiel durchgegangen – oder es war nur ein Scherz. Allein, es wäre gut erfunden. Und das zählt.