AdT: Tolman Sweet (10.02.2022)

Historische Abbildung eines grünen und eines aufgeschnittenen Apfels; USDA
Der Tolman Sweet; © USDA

Der heutige Apfel des Tages ist der Tolman Sweet, die Abbildung stammt aus dem Pomological Watercolor Collection des USDA – Amanda Almira Newton hatte den Apfel 1913 bei einem Erich Meurer (!) in Lancaster, Pennsylvania, vorgefunden. Es gibt noch eine weitere Zeichnung, die Royal Charles Steadman 1916 bei A. C. Turney im kanadischen Fredericton, New Brunswick, angefertigt hat – der Apfel ist deutlich gelber, was aber wohl auch zutreffender ist.

Und nach zwei dürftigen Tagen gibt es endlich wieder mehr zur Sorte des Tages zu berichten 🎉

Creighton Lee Calhouns „Old Southern Apples“ führt ihn auf, auch Tom „Professor Apple“ Burfords Buch „Apples of North America – 192 Exceptional Varieties for Gardeners, Growers, and Cooks“ beschreibt ihn.

Doch richtig umfassend, nämlich mit mehr als zwei Seiten plus einer großen Abbildung, findet sich der Tolman Sweet in den 1904 erschienenen Apples of New York.

Zum ersten Mal beschrieb, so weit bekannt ist, James Thacher (1754-1844) in seinem 1822 erschienen Buch „The American Orchardist* diese Sorte. Er konnte allerdings ihren Ursprung nicht zurückverfolgen. Es gibt für diese Sorte einige Namensvarianten, die sich wohl hauptsächlich durch unterschiedliche Schreibung verschiedener Autoren herleiten: Tallman’s Sweet, Tolman, Talman Sweeting, Douce de Talman u.v.a.

Im Bundesstaat New York wurde er schon lange vor 1904 angebaut, und er soll zu der Zeit der meistangebaute süße Apfel des Bundesstaates gewesen sein.

Die Größe der Äpfel schwankt, die Anbaugegend scheint darauf Einfluß zu haben – von klein über gerade mal mittelgroß bis zu „manchmal sehr groß“ sind. Auch in der Form variieren sie, von fast kugelig, rundlich kegelförmig oder rundlich abgeflacht, oft geneigt bis elliptisch oder undeutlich gerippt ist alles möglich.

Der mittel- bis ziemlich lange Stiel sitzt in einer breiten, tiefen Höhle, die oft berostet ist.

Die harte Schale ist oft durch eine Nahtlinie gekennzeichnet, die sich aus der Höhle heraus erstreckt und manchmal sogar bis zum Becken reicht; die Farbe ist hellgelb oder weißlichgelb, es gibt auch partielle Rötung. Die Punkte sind klein und eher unauffällig, blaßgelb oder schwach rotbraun. Die Schale neigt dazu, durch sehr unauffällige kapillare Rostlinien über die gesamte Oberfläche leicht aufgeraut zu werden.

Das weiße, feste Fruchtfleisch ist eher hart, mäßig fein, eher trocken bis mäßig saftig, ausgesprochen süß – wird von den Autoren der „Apples of New York“ dennoch als gut bis sehr gut eingestuft.

Die Frucht wird im allgemeinen als Küchenapfel zum Einlegen, Kochen und Backen sehr geschätzt. Sein enorm hoher Zuckergehalt – er heißt nicht umsonst „Sweet“ – macht ihn zudem zu einem guten Zusatzapfel für die Cider-Produktion, da sich der Zucker sehr gut in Alkohol umsetzt.

Die Haltbarkeit variiert je nach Jahreszeit. Bei normaler Lagerung hat die Sorte von November bis Januar Saison, der Dezember galt damals als Verkaufsgrenze. In der Kühllagerung kann er bis Anfang Februar oder sogar bis April gelagert werden. Er zeigt sehr leicht Druckstellen und erfordert daher eine sorgfältige Handhabung, wenn er in den Verkauf gehen soll.

Der Baum ist langlebig und sehr robust. Unter den Neuengland-Sorten galt der Tolman Sweet als eine der widerstandsfähigsten Sorten. Deshalb wurde er auch als Stamm-Baum für weniger robuste Arten gewählt, die auf ihn gepfropft werden. Der Baum kommt in einem mäßig frühen Alter zum Tragen und bringt im Allgemeinen alle zwei Jahre oder manchmal fast jährlich mäßige bis große Ernten.

Der Talman Sweet wird auch heute noch in den nördlicheren Gegenden der USA angebaut, wenn auch nicht in größerem Umfang. Auch Adam hat ihn für seinen Apfel-Blog gekostet und mag ihn (engl.). Zudem finden sich dort interessante Kommentare.

Ein kurzes Video (engl.) bei den Orchard People stellt den Apfel vor.

Und auf der Webseite von Jon Tallman gibt es einen schönen Beitrag (engl.) zur Herkunft des Apfels.

Die Künstlerin

Amanda Almira Newton (ca. 1860-1943) arbeitete von 1896 bis 1928 als Illustratorin für das USDA. Sie war eine der produktivsten Mitarbeiter*innen (von denen es über 50 gab), mehr als 1.200 Aquarelle sind in der Sammlung erhalten. Außerdem hat sie rund 300 Wachsmodelle von Früchten hergestellt. Die Illustrationen und Wachsmodelle sollten vor allem den Obstbauern, die in den USA gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Plantagenbetrieb begannen, als Anschauungsmaterial dienen.

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* Der vollständige Titel lautet (bitte tief einatmen):

„The American orchardist; or, A practical treatise on the culture and management of apple and other fruit trees, with observations on the diseases to which they are liable, and their remedies. To which is added the most approved method of manufacturing and preserving cider. Comp. from the latest and most approved authorities, and adapted to the use of American farmers“

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© U.S. Department of Agriculture Pomological Watercolor Collection. Rare and Special Collections, National Agricultural Library, Beltsville, MD 20705

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