Der Brühler Kurzstiel; © BUND Lemgo
Nicht, daß ich es für unmöglich hielte, es könne auch „Stiefel-Äpfel“ geben. Aber der heutige ist dann doch der Brühler Grüne Kurzstiel (oder nur Brühler Kurzstiel). Die Abbildung stammt aus Johann Lexa von Aehrenthals (1777-1845) im 2. Band seiner „Deutsche Kernobstsorten“ (PDF, S. 9f, erschienen 1842). Er beschreibt die Sorte recht ausführlich.
Der platt-runde, ansehnliche Brühler Grüne Kurzstiel ähnelt in der Form dem roten Königlichen Kurzstiel, ist aber deutlich größer.
Wie auf der Abbildung zu sehen ist, ist der Stiel oft kaum erkennbar, er sitzt in einer sehr tiefen, trichterförmigen Höhle, die von sternförmigem Rost bedeckt ist, der sich auch über die Stielwölbung ausbreitet.
Die Schale fühlt sich rauh an. Am Baum ist sie grün, ändert sich aber bald in ein kräftiges Goldgelb. Dabei dehnt sich der für die Sorte typische rauhe Rost aus. Bei kräftig besonnten Früchten zeigen sich zudem viele stark abgesetzte, karminrote Streifen, die den Äpfeln das gefällige Ansehen geben. Punkte sind bei manchen Äpfeln gar nicht zu sehen, sonst auch kaum wahrnehmbar.Die Schale hat keinen Geruch und welkt etwas im Winter.
Das weiße, etwas ins Gelbliche spielende feine Fruchtfleisch hat einen angenehmen, gewürzten Zuckergeschmack, der eine leichte Birnennote aufweit. Die Äpfel sind nicht besonders saftig. Im November sind sie reif, halten bis tief in den Winter, verlieren dann aber den Saft. Insgesamt gibt Aehrenthal das Prädikat „vom ersten Rang“.
Der Baum wächst sehr stark, entwickelt viel Laub und ist recht fruchtbar.
Ganz interessant finde ich bei dieser Sorte auch andere Beschreibungen. So wird der Winterapfel von Eduard Lucas im Illustrierten Handbuch der Obstkunde von 1875 ausführlich beschrieben.
Das Brühl im Namen bezieht sich tatsächlich auf den Ort zwischen Köln und Bonn – zu Lucas’ Zeit noch „zwei Stunden von Cöln“. Damals war über den Apfel wenig bekannt, Lucas erwähnt den Begründer der Pomologie, August Friedrich Adrian Diel (1756-1839), der in seinem 1828 erschienenen 5. Bändchen über Kernobstsorten (S. 111, PDF S. 117) den Ursprung in den Niederlanden vermutete.
Die Schale habe keinen Geruch, das Fleisch gelblichweiß, fein,
„wenig saftreich, von angenehmem, gewürzten Zuckergeschmack, der nach Diel etwas Birnartiges hat.“
– sollte Lucas ihn gar nicht probiert haben? Auf jeden Fall stimmt er darin auch mit Aehrenthal überein.
Und sonst:
Der Schloßpark Brühl steht in diesem Jahr auf der Ausflugsliste. Vermutlich werden wir dort keinen Kurzstiel probieren können, aber an Parkanlagen herrscht bei mir auch großes Interesse.
Eine Antwort auf „AdT: Brühler Grüner Kurzstiefel – ein Apfel aus der Umgebung (03.08.2022)“