AdT: Hans Ulrichs Apfel (19.09.2018)

Historische Abbildung zweier gelb-rötlicher und eines aufgeschnittenen Apfels sowie eines Zweigs und Blättern;  BUND Lemgo Obstsortendatenbank

Hans Ulrichs Apfel; ©BUND Lemgo

Heute haben wir mit dem Hans-Ulrich-Apfel mal wieder eine Schweizer Sorte, die Abbildung stammt unverkennbar aus Jakob Gustav Pfau-Schellenbergs (1815-1881) „100 alte Apfel- und Birnensorten“. Diese haben doch einen sehr eigenen Stil, der mir sehr gefällt. Die Tafeln wirken natürlich auch schon deswegen besonders, weil das Buch im Querformat gedruckt wurde und eine andere Anordnung als im klassischen Hochformat möglich war.

Der „Stamm-Baum“ tauchte in den 1820er-Jahren in Oberrieden im Kanton Zürich auf, der Besitzer hieß Hans Ulrich Staub. Pfau-Schellenberg weiß nicht, ob Staub den Baum gezogen hat oder dieser aus dem Kanton Zug stammt. Zumindest war der die Sorte im Kanton Zürich am häufigsten verbreitet, sonst kam sie noch in Zug und St. Gallen vor. Pfau-Schellenberg vermutet zudem, daß der Baum vom Spitzweißer abstammen könnte. Synonyme sind Edelrenette, Christenapfel, Schweizer, Gelber Hans Müller, Hans-Ueri-Apfel, Hans-Uli und Krönli-Apfel.

Was ich sehr erstaunlich finde, ist das gute Wachstum des Hans-Ulrichs-Apfelbaums in großen Höhen. Pfau-Schallenberg berichtet, daß die Sorte in St. Fiden, das im Kanton St. Gallen 2060′ ü.M. liegt, gut gedeiht und reichlich trägt. Zudem ist die Sorte auch in windigen Lagen nicht empfind!ich, die Früchte hängen wohl recht fest.

Als Pfau-Schellenberg sein Buch 1872 veröffentlicht, gab es schon gut 40 Jahre Erfahrung mit der Sorte. Der Bestand zeigte sich durchwegs gesund, man konnte ein hohes Alter erwarten. Bei pro specie rara wird er auch heute noch genannt, ebenso in einer Aufstellung der Nationalen Datenbank der Schweiz. Und auch in Oberfranken gab es 2016 noch einen Bestand.

Die Äpfel werden mittelgroß, sind hochgebaut und zum Kelch hin spitz zulaufend; sie zeigen am Kelch Rippen, die über den Apfel laufen, Fleischperlen (ich glaube, dieser Ausdruck fällt hier zum ersten Mal) und am Stiel etwas Rost.

Die glatte Schale wird beim Lagern fettig, ist glänzend gelb, wobei es vereinzelt Rostpunkte gibt. Auf der Sonnenseite zeigt sich ein streifig-verwaschsenes Rot. Wenn er die richtige Reife erlangt, soll die Schale auffallend wohlriechend sein.

Das feste, dichte Fruchtfleisch ist gelblichweiß, feinkörnig und saftig, der Geschmack ist süß-säuerlich und angenehm. Allerdings muß die Sorte unbedingt bis Neujahr gelagert werden, frisch vom Baum ist sie im Oktober ungenießbar. Was ich kaum glauben kann: Sie soll ein volles Jahr und länger haltbar sein.

Als Tafelobst ist sie nicht ersten Ranges, als Wirtschaftssorte aber unübertroffen. Dabei haben die Obstbauern wohl ein eigenes Verkaufssystem entwickelt: Wenn die Äpfel teuer zu verkaufen waren, wurden nur die kleinen Früchte gemostet, die größeren lagerte man bis in den Sommer, um sie dann als sehr beliebtes Tafelobst für einen hohen Preisen zu verkaufen. Als Dörrobst eignet sich der Hans Ulrich sehr gut, und als Apfelsaft soll er ausgezeichnet schmecken.

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