Der Hornußecher; © BUND Lemgo
Die Abbildung vom Apfel des Tages, dem Hornußecher, stammt unverkennbar aus Jakob Gustav Pfau-Schellenbergs (1815-1881) Buch „100 alte Apfel- und Birnensorten“. Bei dem Apfelnamen dachte ich an den Schweizer National-Sport „Hornussen“. Allerdings wird dort eine Scheibe und kein Ball verwendet, daher hat beides nichts miteinander zu tun. Auch nicht mit dem Aargauer Ort Hornussen, wie Pfau-Schellenberg aufklärt. Der Name leitet sich von seiner Süße ab, durch die er in der Reifezeit Hornissen und Wespen anlockt.
Die Sorte kam in Luzern, Aargau, Bern und Solothurn häufig vor, zudem gab es im Aargau eine eigene Sorte, die aber nicht zu verwechseln sei. Der Hornußecher, der wahscheinlich als Sämling entdeckt wurde, ist wohl eine recht alte Sorte, denn Pfau-Schellenberg schreibt von Bäumen, die schon über hundert Jahre alt waren. Bei der Schweizer Pro specie rara, die sich um den Erhalt gefährdeter Nutztierrassen und Kulturpflanzen kümmert, ist die Sorte heute allerdings nicht mehr verzeichnet.
Die Äpfel sind meist plattrund, manchmal auch hoch aussehend. Pfau-Schellenberg nennt den Hornußecher zurecht schön geformt, bemängelt aber etwas die „flachen Erhabenheiten“, weil diese die Rundung stören würden. Für mich machen sie den Apfel eher reizvoll.
Die Genußreife beginnt Ende September, kühl gelagert können die Äpfel bis in den November oder darüber hinaus halten. Ausgewachsen trägt der Baum jährlich, allerdings bringt er nur alle zwei Jahre vollen Ertrag mit 80-100 Sester. In der Schweiz war der Sester ein Hohlmaß für Getreide und entsprach 15 Litern, also ungefähr einem mittleren Haushaltseimer.
Die hellgelbe Schale ist auf der Sonnenseite mit einem Karminrot überzogen, aus dem dunklere Streifen und Flecken sowie Rostflecke deutlich hervortreten. In der Stielhöhle gibt es ebenfalls Rost.
Das weiße Fruchtfleisch ist fein und locker, saftig und sehr süß, hat allerdings keine Würze.
Der Hornußecker ist ein idealer Wirtschaftsapfel, der sich vorzüglich zum Kochen und Dörren eignet; er gibt auch einen guten Most, der allerdings nicht lange haltbar ist.
Und sonst:
Sehr schön zu sehen, wie sich beim in der Schweiz ungebräuchlichen „ß“ mit einen Lang- und einem Rund-s beholfen wurde.
Eine Antwort auf „AdT: Hornußecher – sticht nicht (09.11.2022)“