Malus Niedzwetzkyana; © USDA
Der heutige Apfel des Tages ist der Malus Niedzwetzkyana. Das auf dem Kalender zu findende „Nalus“ ist ein Fehler, der sich allerdings schon in der
Pomological Watercolor Collection des USDA findet (den Fehler habe ich gemeldet, er wird demnächst behoben).
1924 hatte Royal Charles Steadman den Apfel für die Sammlung gezeichnet, das Exemplar stammte aus dem Monroe County, New York. Die Sorte finde ich sehr interessant, denn sie gehört nicht zu den Kulturäpfeln (Malus domestica) oder den Holzäpfeln (Malus sylvestris), die bisher hier im Blog vorkamen, sondern wird meist zu den Malus pumila gerechnet, eine Mindermeinung hält sie sogar für einen eigene Art (hier ein Überblick über die Systematik).
Sie kam häufig in Afghanistan, China, Kasachstan, Kirgisistan und Usbekistan vor; heute gilt sie als gefährdet, aktuell wird versucht, sie dort wieder verstärkt anzubauen.
Der Botaniker Georg Dieck (1847-1925), der u.a. auch den Kaukasus bereiste, soll die Sorte um 1890 in Zöschen im dortigen, von ihm eingerichtete Arboretum aus Samen, die ihm der russische Anwalt und Amateur-Botaniker Vladislav E. Niedzwiecki geschickt hatte, gezogen haben. Dieck beschrieb die Sorte als „winterhart, pflegeleicht, trockenheitsresistent und ausschließlich für den Ziergartenbau und die Hybridisierung interessant“. Von ihm bekam die alteingesessene Baumschule Späth in Berlin-Treptow einige Bäume, die die Sorte um 1896 herum in die USA exportierte. Dort war sie wohl recht weit verbreitet, um rotfleischige Sorten zu züchten; der in Kalifornien ansässige Albert Etter entwickelte laut Pomiferous in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts 30 rotfleischige Apfelsorten auf der Grundlage des Niedzwetzkyana.
1915 hatte der russische Botaniker und Pflanzenzüchter Iwan Wladimirowitsch Mitschurin* (1855-1935) aus der Wildsorte neue Sorten wie den Belfler Krasny oder Krasny Standard gezüchtet.
Nach so viel Geschichte noch kurz etwas über die Äpfel selbst: Die Schale der kleinen bis mittelgroßen Äpfel hat eine blassgrüne Grundfarbe und ist dunkelrot bis violettrot bedeckt, manchmal zeigt sich auch eine bläuliche, wachsartige Schicht.
Das rosa bis hellrote Fruchtfleisch ist grobkörnig und etwas zäh. Der Geschmack soll herb und süßsäuerlich sein. Er eignet sich als Tafel- und Küchenapfel.
Der Künstler
Der 1875 geborene Royal Charles Steadman gehörte wie Ellen Isham Schutt (1873–1955), Mary Daisy Arnold (ca. 1873–1955) und Deborah Griscom Passmore (1840–1911) zu den Illustrator*innen beim USDA und arbeitete dort seit 1915 als „pomological artist“. Er ist mit 892 Dokumenten in der pomologischen Aquarellsammlung verzeichnet.
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* Mitschurin war schon mal im Beitrag über Possarts Moskauer Nalivia Thema.
© U.S. Department of Agriculture Pomological Watercolor Collection. Rare and Special Collections, National Agricultural Library, Beltsville, MD 20705