AdT: Englische graue Herbstrenette (22.10.2022)

Historische Abbildung eines sehr grünen Apfels; BUND Lemgo

Englische graue Herbstrenette; © BUND Lemgo

Der heutige Apfel des Tages ist die Englische graue Herbstrenette, auch nur „Englische Herbstrenette“, die Abbildung stammt aus Johann Lexa von Aehrenthals (1777-1845) Band 1 seiner Deutschen Kernobstsorten (PDF, S. 140ff, erschienen 1833).

Anders als andere Pomologen übergeht Aehrenthal die Herkunft der Sorte und steigt gleich mit der Beschreibung der Form ein. Die Äpfel sind nur mittelmäßig groß, manchmal wirklich groß, meistens recht hoch gebaut und breit abgestumpft zugespitzt.

Der Kelch ist lang, scharf gespitzt, geschlossen, oder auch etwas offen, sitzt in einer etwas engen, doch ansehnlich tiefen Einsenkung, welche öfters eben ist, wobei man aber doch deutlich einige breite, flache Erhabenheiten über die Frucht hinlaufen sieht. (Spätestens jetzt bin ich froh, daß es eine Abbildung gibt.)

Die Farbe der glatten, nicht fettigen Schale ist vom Baum her hell oder etwas gelblichgrün; das hält sich auch beim Lagern bis in den Winter. Auf der Sonnenseite zeigt sich ein trübes, leicht verwaschenes und erdiges Rot, das oft auch nur stellenweise erscheint, da Rost häufig die rote Farbe überdeckt. Auf der Schattenseite ist der Rost nur in Figuren zu sehen. Punkte sind meist nicht zu sehen, nur auf der Schattenseite können sehr kleine braune Pünktchen auftauchen. Die Schale hat einen feinen, angenehmen Geruch und welkt nicht.

Das Fruchtfleisch ist schön weiß, sehr fein, fest, saftreich und hat einen gewürzhaften, angenehmen und erfrischenden süßen Weingeschmack.

Die Äpfel sind in der zweiten Oktober-Hälfte reif und halten, wenn sie kühl gelagert werden, bis zum Winter. Aehrenthal nennt sie „vom ersten Rang“.

Der Baum wächst lebhaft und ist recht fruchtbar.

Und da mich doch immer auch die Geschichte der Sorten interessiert, habe ich in einer Beschreibung von Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880) nachgeschaut, die er im „Illustrierten Handbuch der Obstkunde“ 1875 veröffentlich hatte. Da beruft er sich auf Adrian Diel (1756-1839), der die Sorte 1803 als „Reinette grise d’Angleterre“ aus Harlem in den Niederlanden erhielt. Da Diel sonst nichts über die Sorte erfahren konnte, vermutete er, daß es sich um eine niederländische Züchtung handelte, „da die Engländer keine ihrer Früchte mit dem Namen Reinette zu belegen pflegen“. Oberdieck erwähnt auch kurz Aehrenthal, der eine „wenig kenntliche Abbildung“ gebe. Oberdieck fand die Sorte bei keinem anderen Pomologen beschrieben, sie sei „noch höchst wenig bekannt“. Insgeamt soll sie der Grauen französischen Reinette ähneln, zu der es auch schon einen Blogbeitrag gibt.

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