AdT: Münchhausens gestreifter Glockenapfel – ohne Lügengeschichten (16.10.2018)

Historische Abbildung eines gelblich-roten Apfels; BUND Lemgo Obstsortendatenbank

Münchhausens gestreifter Glockenapfel; ©BUND Lemgo

Einen Herbst-Glockenapfel hatten wir ja bereits, der heutige Apfel des Tages ist aber eine andere Sorte: Münchhausens gestreifter Glockenapfel aus Johann Lexa von Aehrenthals (1777-1845) 2. Band seiner „Deutschen Kernobstsorten“ (PDF, erschienen 1836). Der Apfel hat nichts mit dem berühmten Baron von Münchhausen zu tun, sondern mit dem Botaniker Otto von Münchhausen (1716-1774). Er hatte einen der ersten Landschaftsparks nach englischem Vorbild in Kontinentaleuropa angelegt und von 1764 bis 1773 mit dem sechsbändigen Werk „Der Hausvater“ ein gartenbaulich-landwirtschaftliches Lehrbuch herausgegeben.

Von Münchhausen brachte die Sorte in die berühmten Herrenhäuser Gärten, wodurch sie zu Adrian Diel (1756-1839) gelangten, der die Sorte dann als „Münchhausens gestreiften Glockenapfel“ beschrieb. Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880) merkt im „Illustrierten Handbuch der Obstkunde“ (PDF) zurecht an, daß das „gestreifte“ im Namen wegfallen könne, weil es keinen zweiten nach Münchhausen benannten Glockenapfel gebe.

Nach Aehrenthal ist es ein großer und schöner früher Herbstapfel, der hoch aussieht, dabei aber zwischen stark abgestumpft kegelförmig und mehr eiförmig variieren kann. Insgesamt ist er etwas ungleich gewachsen, wodurch er nicht stehen kann. Der Kelch zeigt eine ziemlich tiefe Einsenkung, die mit feinen Rippen umgeben ist, die sich kalvillartig über den ganzen Apfel ziehen.

Die Grundfarbe der feinen, nicht fettigen Schale ist zunächst ein helles Strohweiß oder Grünlichgelb, das beim Reifen zu einem hellen Zitronengelb wird. Davon sieht man aber bei ganz frei hängenden Früchten nichts, weil zahlreiche karminrote Streifen breit und bandartig über die ganze Frucht laufen. Zwischen denen sind auf der Sonnenseite noch viele, wenn auch undeutliche Punkte zu sehen, während sie auf der Schattenseite kräftig und rot-braun zu sehen sind.

Die Grundfarbe schimmert nur auf der Schattenseite durch, bei etwas beschatteten Früchten erscheint sie sogar rein. Die Schale hat fast keinen Eigengeruch und welkt nicht.

Das weiße, etwas ins Gelbliche spielende Fruchtfleisch ist recht fein, markig, ziemlich saftreich und von einem kraftvollen, angenehmen, feinen, himbeerartigen Zuckergeschmack. Der Apfel ist Ende Oktober genußreif, er hält sich allerdings nur gute sechs Wochen, dann verliert er Saft. Aehrenthal stuft ihn als „noch vom ersten Rang“ ein. Der Apfel eignet sich als Tafel- und als Dörrapfel gleichermaßen.

Der Baum wird groß und bringt sehr guten Ertrag.

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