Pomme de Lanterne; © Biblioteca Digital del Real Jardin Botanico de Madrid
Der heutige Apfel des Tages ist der Pomme de Lanterne, der schon sehr speziell aussieht. Die Abbildung stammt aus dem 6. Band der
Traité des arbres et arbustes (Nouvelle édition), die der französische Jurist, Chemiker, Ingenieur und Botaniker Henri Louis Duhamel du Monceau (1700-1782) verfaßt hatte und die 1815 nach seinem Tod eben als neue Ausgabe erschien. Erfreulicherweise können alle Bände bei der Biblioteca Digital del Real Jardin Botanico de Madrid eingesehen werden.
Bei der Pomona Franconica von Johann Prokop Mayer (1737-1804) gibt es ja eine klare Zweisprachigkeit, alle Artikel sind in Französisch und in Deutsch verfaßt. Duhamel hat dagegen, wie ein kurzes Abstract, zu Beginn eine kurze Beschreibung des jeweiligen Apfels in Latein geschrieben. Für die Lateinmächtigen hier der Eintrag zum Pomme de Laterne:
Malus fructu magno, ovato-oblongo, subcylindrico, paululùm costato, flavescente , ad solem maculis rubellis subconsperso; carne acidâ, satis gratâ.
Danach beginnt der eigentliche Artikel in Französisch.
Der „Laternenapfel“ ist oval-länglich; sein Umfang, der nach unten hin etwas größer ist als nach oben, aber nur leicht abnimmt, lässt ihn fast zylindrisch erscheinen; er ist insgesamt drei Zoll und sechs bis acht Linien hoch sowie einunddreißig bis dreiunddreißig Linien breit.
Die von Duhamel verwendete Angabe Linie, im Französischen „Ligne„, ist eine vor der Französischen Revolution sehr verbreitete und auch im 19. Jahrhundert noch längere Zeit parallel zum eingeführten Meter verwendete Längeneinheit. Sie entsprach nicht ganz 2,3 mm. Somit kommen wir auf eine Breite des Apfels von 7 bis 8 cm.
Der Apfel weist am Auge sechs oder sieben kleine Erhebungen auf, die über die gesamte Länge der Frucht erstrecken. Sie wirkt dadurch etwas eckig.
Die Schale hat als Grundfarbe ein sehr helles Gelb, nur auf der Sonnenseite gibt es einige rote Linien und Flecken.
Über das Fruchtfleisch schreibt er leider sehr wenig. Der Apfel soll einen sehr ausgeprägten Säuregeschmack haben, der ihn angenehm macht, es gibt allerdings keinen besonderen Geruch. Leider sagt er zur Konsistenz nichts, auch nichts über die Verwendungsarten.
Nach Duhamel wurde der Pomme de Lanterne in der Normandie angebaut; in Paris sei er wohl nicht bekannt gewesen.
Am Ende findet sich noch eine Anmerkung zur Abbildung, die wohl – so vermute ich wegen der Formulierung – von den Herausgebern der neuen Edition gemacht wurde.
Wir fanden die Figur unter den Zeichnungen, die M. LE BERRYAIS für die Fortsetzung von DUHAMELs Abhandlung über Obstbäume angefertigt hatte, und es ist der spezifische Name, den er ihr gegeben hatte, den wir übernommen haben. M. ANGERVILLE, Ratsmitglied der Präfektur des Departements Seine-Inférieure, kümmerte sich darum, daß wir einige Personen gewinnen konnten, um sie malen zu lassen.
Auf den Seiten des Parc Naturel Régional Normandie-Maine fand ich noch eine etwas ausführlichere Aufstellung zum Pomme (de) Lanterne. Die Gegend stimmt mit Duhamels Beschreibung schon mal überein. Demnach ist die Genußreife von Oktober bis Dezember, die Haltbarkeit ist mittel. Es ist ein kräftiger und widerstandsfähiger Baum, der guten Ertrag bringt. Das feine, zarte Fruchtfleisch ist saftig, süß, ohne Duft, aber mit ziemlich angenehmem Geschmack. Es werden auch noch drei Synonyme aufgeführt: de Cloche, Douce Sonnante und Grelot.
Und sonst:
Das in Deutschland beliebte „Laterne, Laterne“ wird in Frankreich als „Lanterne, lanterne“ gesungen. Und Tino Rossi präsentierte mit „La lanterne de San Paoli“ die französische Version des 1941 veröffentlichten deutschen Tango-Lieds „Unter der roten Laterne von Sankt Pauli“. Das sang zuerst Sven-Olof Sandberg, ein Jahr später dann Lale Andersen. Was schon auch witzig ist, weil der Text etwas angepaßt werden mußte, damit das Lied aus zwei Perspektiven gesungen werden kann.