Renette aus Orleans; © BUND Lemgo
Beim Apfel des Tages dachte ich: „Hatten wir schon“. Aber die heutige Renette aus Orleans ist eben nicht die hier schon besprochene Graue Renette von Orleans. Die Abbildung stammt aus Deutschen Obstcabinet von Christian Eduard Langethal (1806-1878).
Langethal stellt zunächst klar, daß der große Pomologe Adrian Diel (1756-1839) leider für etwas Verwirrung gesorgt habe, als er die Orleansrenette fälschlicherweise mit der „Renette von New York“ gleichgesetzt und auch als solche verschickt habe – ebenso Johann Ludwig Christ (1739-1813).
Langethal stuft die Orleansrenette als Frucht I. Ranges ein und zählt sie zu den Goldreinetten, von denen wir auch schon einige hatten.
Die Abbildung A. zeigt die vollkommene Frucht aus schattigerem Stande mit Blatt, „in der schönsten Zeitigung“. Der Apfel war 3 Zoll breit und 2 1/2 Zoll hoch.
Bei der Ernte ist er noch grüngelb, wobei sehr sonnig hängende Früchte rote Streifen zeigen, während schattige nur ein verwaschenes helles Rot zeigen, wenn es nicht ganz fehlt.
Langethal geht dann noch einmal auf die Verwechslung mit der Renette von New York ein, die einer sonnenverwöhnten Orleans tatsächlich ähnele. Allerdings fehlen der Orleans niemals die kalvilleartigen Rippen, und sie hat keine Ähnlichkeit mit der Form eines Borsdorfers, was bei der New York der Fall ist.
Ein ganz schönes Detail ist unter „D“ zu sehen, das die Form der Punkte wiedergibt, die im Gelb der Schale zu sehen sind.
Der Apfel ist ab Dezember eßbar und kann bis in den März hinein halten, dann welkt er aber.
Der Baum ist ansehnlich hoch und trägt jährlich und reichlich, sobald er guten Boden und einen sonnigen Standort hat.
Die Renette erinnere durch ihren aromatischen Geruch, durch ihr feines Fruchtfleisch, durch das etwas offene Gehäuse und durch die flachen Erhöhungen, die über die Rundung laufen und nicht selten den Apfel in zwei ungleiche Hälften teilen, sehr an die Kalvillen. Trotzdem zeigen sie die deutlichen Merkmale der Reinetten. Das feste Fruchtfleisch hat wenig süß-aromatischen Geschmack und die Schale hat in der Stielvertiefung immer einen Rostanflug. Die Größe und Erhabenheiten über die Wölbung variiren.
Und weil es ja nicht oft genug betont werden kann:
„Diel beschrieb früher die Reinette von New-Jork nach einer Orleansreinette, welche in kleinen gerötheten Exemplaren mit ihr Aehnlichkeit hat. Dadurch ist einige Verwechselung entstanden.“
Leider kommt mir bei Langethal der Geschmack etwas kurz. Daher habe ich auch noch mal in Lucas‘ „Illustrierten Handbuch der Obstkunde“ (PDF) nachgelesen.
Er geht zunächst auf die französische Herkunft ein, berichtet aber, daß die Sorte in Deutschland sehr viel häufiger als in Frankreich angebaut würde. Ein genauer Ursprung ließe sich nicht belegen, es sei auf jeden Fall eine sehr alte Sorte, die womöglich auch unter anderen Namen angebaut wurde. Dann erwähnt auch er Diels Fehler und zählt als weiteres Synonym die „Goldrenette“ auf.
In weiten Teilen stimmen seine Angaben mit denen von Langethal überein, bei Geschmack wird er etwas beredter:
„gelblich, sehr edel von Beschaffenheit und Geschmack, bei voller Reife wahrhaft marking, von gewürztem, weinigem Zuckergeschmack, saftreich.“
Die Eßreife des Tafelapfels gibt er mit Januar bis März, April an. Er eigne sich aber auch für Kompott, Dörrobst und Apfelwein und sei ausgezeichnet für den Handel. Als Erntezeitpunkt nennt er 8-10 Tage nach Michaelis, was recht spät sei. Und schließt mit:
„Die Güte des Apfels ist sprichwörtlich geworden und sicher wird derselbe von wenigen Sorten übertroffen werden. Nach den Nachrichten aus Norddeutschland ist die Orleans Reinette dort sehr tragbar und gedeiht vortrefflich.“
Heute gilt die Orleans, die in ganz Deutschland wächst, als seltene Liebhabersorte für Haus- und Kleingärten.