AdT: Röthliche Reinette (09.12.2022)

Historische Abbildung eines gelb-rötlichen und eines aufgeschnittenen Apfels; BUND Lemgo

Rötliche Reinette; © BUND Lemgo

Der heutige Apfel des Tages ist die Rötliche Reinette, die Abbildung stammt aus den Pomologischen Monatsheften, die 1855 von den Pomologen Eduard Lucas (1816-1882) und Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880) als „Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau“ (1855-1865) gegründet wurden. Sie hieß später „Illustrierte Monatshefte für Obst- und Weinbau“ (1865-1874), eben „Pomologische Monatshefte“ (1875-1905) und „Deutsche Obstbauzeitung“ (1906-1922).

Der Beitrag zur Sorte, den Eduard Lucas 1868 in Band 14 veröffentlicht hatte, war eine eher knappe Beschreibung und eher dazu gedacht, die Sorte vorzustellen. Sie wurde bei der 5. Versammlung Deutscher Pomologen als sehr gute Sorte zum vermehrten Anbau empfohlen, die zudem sehr einträglich sei. Von Diel zunächst als Kronenreinette beschrieben, wurde sie damals sowohl zu den Gold- wie auch zu den Roten Reinetten gezählt, Lucas merkt an, daß die Sorte „jeder natürlichen Eintheilung zu spotten scheint“. Diel erhielt sie aus Brüssel als Reinette rousse und aus Holland als Kron Renet.

Lucas schließt dann mit dem Hinweis auf die Gefahr, daß die Spitzen der enormen Triebe erfrieren können, der Baum selbst aber sehr langlebig und ertragreich sei; die Äpfel eigneten sich sowohl als Tafel- wie auch als Handelsobst, zum Mosten, zum Dörren und als Kompott.

Lucas hat die Sorte allerdings im Illustrierten Handbuch der Obstkunde ausführlicher beschrieben (PDF).

Die großen Äpfel sind hoch, meist rundlich oder rundlich-kegelförmig, oft auch flach. Am Kelch sind einige Falten zu sehen, die nicht selten über den Rand gehen und als flache Erhabenheiten erscheinen.

Die feine, glatte Schale ist durch Rostanflüge oft etwas rauh. Am Baum noch gelblich-grün wird sie beim Lagern hochgelb, auf der Sonnenseite können sich trübe karminrote, verwaschene Streifen zeigen; ganz beschattete Früchte sind gewöhnlich ohne jedes Rot. Es gibt zahlreiche, oft grünlich umflossene Punkte; Rost findet sich selten als streifiger Anflug. Die Schale hat einen sehr deutlichen Geruch.

Das gelblich-weiße Fruchtfleisch ist feinzellig, saftig, ziemlich fest, und hat einen „edlen“, sehr eigenen gewürzten und dabei wenig gezuckerten Reinettengeschmack. Im November sind die Früchte lagerreif, sie halten sich bis März.

Heutzutage gibt es die Rötliche Renette nur noch vereinzelt, von Baumschulen werden sie wohl nicht mehr angeboten. Wie schön also, daß es Projekte wie 1000 Bäume für die Frankenalb gibt, das aus der Arbeit der Streuobst-Initiative Hersbrucker Alb e.V. entwickelt wurde. Dort ist die Sorte noch zu finden.

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