AdT: Roter Winterkronenapfel (15.12.2022)

Historische Abbildung von zwei roten Äpfeln und eine aufgeschnittenen Apfels; Dt. Gartenbaubibliothek e.V.

Roter Winterkronenapfel; © Deutsche Gartenbaubibliothek e.V.

Der heutige Apfel des Tages ist mal wieder ein „neuer“, den Roten Winterkronenapfel hatte ich noch nicht im Blog. Die Abbildung stammt aus dem 1898 erschienenen Band 44 der Pomologische Monatsheften, die 1855 von den Pomologen Eduard Lucas (1816-1882) und Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880) als „Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau“ (1855-1865) gegründet wurden. Sie hieß später „Illustrierte Monatshefte für Obst- und Weinbau“ (1865-1874), eben „Pomologische Monatshefte“ (1875-1905) und „Deutsche Obstbauzeitung“ (1906-1922).

Den ausführlichen Bericht hatte ein Landwirtschaftslehrer C. Reichelt aus Friedberg verfaßt, die Abbildung ein Reallehrer Wamser in Butzbach gemalt.

Um 1900 war die zu den Rosen-Äpfeln zählende Sorte in Hessen und Hessen-Nassau sehr verbreitet, die Sorte wegen ihrer auffälligen Färbung sehr beliebt. Es handelt sich um eine lokale Sorte, die auch noch im angrenzenden Westerwald und im Vogelsberg-Gebiet zu finden war und wohl auch heute dort noch vorkommt*. Im Nassauischen wurde er auch „Siebenschläfer“ und „Erdbeerapfel“ genant, im Vogelsberg „Friedrichs-Dragoner“.

Reichelt geht dann auf verschiedene andere Sorten und Zuordnungen ein, von denen er den Roten Winterkronenapfel aber abgrenzt und schließlich den Apfel als eigene Sorte rechnet.

Die Form der mittelgroßen Äpfel ist platt, dabei aber hoch aussehend, die Stielwölbung ist etwas breiter als die Kelchwölbung, die Hälften sind gleich.

Die glatte Schale ist beim Lagern zunächst noch fettig, wird dann aber geschmeidig. Am Baum sind die Äpfel in der Grundfarbe gelbgrün, werden dann hellgelb. Davon ist bei den reifen Äpfeln aber durch die rote Färbung, die die Früchte fast vollständig überzieht, nichts mehr zu sehen. Es ist ein helles Blutrot, das auf der Sonnenseite dunkler und mit karminroten Streifen auftreten kann. Beim Ernten sind noch zahlreiche deutliche weiße Punkte zu sehen, die beim Reifen aber zurücktreten und nur noch als kleine weiße Tüpfchen erscheinen. Die Schale welkt nicht und hat einen leichten Duft; Warzen treten selten auf.

Das schwachgelbliche, feine Fruchtfleisch soll dem der Taubenäpfel ähneln, markig und saftig sein und dabei eine leichte, aber angenehme Würze haben.

Die Äpfel sind von Oktober bis ins Frühjahr als Tafel- und Wirtschaftsäpfel verwendbar, werden dann aber mehlig. Reichelt empfiehlt den Anbau in rauen Gebirgsgegenden, da er spät blüht und treibt und ihm deshalb Fröste normalerweise nichts anhaben können.

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* In einer Informationsbroschüre der Ortsgemeinde Mähren über ein Baugebiet werden auch Mindestgrößen für Gehölze angegeben, darunter auch der Rote Winterkronenapfel.

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