AdT: Rothgraue Kelchreinette – oder so (28.07.2018)

Historische Abbildung zweier gelblich-rötlicher und eines aufgeschnittenen Apfels; BUND Lemgo Obstsortendatenbank

Rothgraue Kelchreinette; ©BUND Lemgo

Die Abbildung des heutigen Apfel des Tages, die Rothgraue Kelchreinette, stammt aus Christian Eduard Langethals (1806-1878) Deutschem Obstcabinet. Mit dem Namen hatte ich in der Obstsortendatenbank vergeblich gesucht. Denn die Sorte wird üblicherweise unter dem Namen Osnabrücker Renette beschrieben.

Langethal geht recht kurz auf die Kelchreinette ein. Der Apfel ist entweder platt-rund oder stumpf kegelförmig. Er gehört zu den großen Früchten.

Die Schale ist in der Grundfarbe zuerst blaß strohgelb, dann zitronengelb, wobei die Sonnenseite karminrot und die Schattenseite mit dunkelgrauem Rost mehr oder
weniger stark überzogen sein kann. Es zeigen sich leichte Rippen.

Das weiße Fruchtfleisch ist fein und nicht fest. Ein deutliches Merkmal des saftigen Apfels ist ein eigentümlicher Geschmack. Adrian Diel (1756-1839) nannte ihn einschneidend, Langethal bevorzugt „scharf-aromatisch“. Zwar ist eine Süße deutlich im Vordergrund, doch hat diese ein starkes Aroma, das sich so stark auf die Zunge legt, daß dieser jeden vorangegangenen Geschmack sofort und lange anhaltend überdeckt.

Die Genußreife beginnt im November, der Apfel läßt sich bis März gut lagern, dann beginnt er aber stark zu welken.

Langethals Fazit: „Durch die vielen Eigenthümlichkeiten und vortheilhaften Eigenschaften ist diese Frucht durch keine andere zu ersetzen und eben deshalb schon anzuempfehlen.“

Eduard Lucas (1816-1882)
beschreibt die Sorte im „Illustrierten Handbuch der Obstkunde“ (PDF) wieder einmal ausführlicher. Es ist, wie der Name schon verrät, eine deutsche Sorte, die besonders in Norddeustchland sehr verbreitet war. Johann Ludwig Christ (1739-1813) hatte sie bereits beschrieben, Diels Benennung als Rothgraue Kelchreinette hält Lucas für hinfällig, da die Sorte eben mit der Osnabrücker identisch sei. Er gibt an, daß der ganze Apfel mit Rost überzogen sei, der einen fuchsroten Anflug habe. Weißliche Punkte im Rost seien selten.

Die Reife ist wieder fast gleich, Lucas nennt Dezember bis März, auch er berichtet vom Welken, und er rät zum späten Pflücken.

Beim Geschmack weicht er deutlich von Diel und Langethal ab: „… von einem edlen Reinettengeschmack, bei welchem die angenehmste Weinsäure vorherrscht“.

Es gilt auch hier wieder: The proof of the apple is in the eating …

Für Lucas ein Apfel von beinah erstem Rang, der vom Obshandel sehr geschätzt wurde und sich als Küchenobst hervorragend eignet.

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