AdT: Kardinal – und die traurige Geschichte eines erfolgreichen Gärtners (17.04.2018)

Historische Abbildung eines gelblich-rötlichen Apfels; BUND Lemgo
Der Kardinal nach Mayer; ©BUND Lemgo

Einfach nur Kardinal – das geht natürlich nicht. Dafür gibt es zu viele Sorten, die diesen Rang beanspruchen.
Johann Prokop Mayer (1737-1804) berichtet im 3. Band seiner Pomona Franconica auch gleich, daß sein Kardinal in den Niederlanden, woher er ihn bekam, Roode Joppen hieße. Diesen Apfel habe ich in der „Oranje List“ von De Oerakker gefunden, in der alte niederländische Sorten gesammelt werden.

Der Apfel des Tages wurde 1758 das erste Mal von Johann Hermann Knoop (ca. 1706 – ca. 1769) in dessen Buch „Pomologia“ beschrieben. Das Buch, das zuerst in den Niederlanden erschien, hieß vollständig

„Pomologia, dat is Beschrijvingen en Afbeeldingen van de beste Zoorten van Appels en Peeren, welke In Neder- en Hoog-Duitschland, in Frankryk, Engeland, Engelland en elders geagt zijn en tot dien einde gecultiveert worden. Beschreven, naar het leven geteikend en met de natuurlijke coleuren afgezet.“

Die deutsche Ausgabe hieß nicht eben kürzer

Pomologia, das ist die Beschreibung und Abbildungen der besten Sorten der Apfel und Birnen, welche in Holland/Deutschland/Frankreich/Engeland und anderwärts in Achtung stehen, und deswegen gebauet werden. Beschrieben, nach dem Leben abgebildet und mit ihren natürlichen Farben erleuchtet.

und erschien bereits 1760. Knoop, in Kassel geboren, kam um 1730 als Gartendirektor für die Prinzessin von Oranien nach Leeuwarden, wo er erfolgreich tätig war. Er gilt als Begründer der wissenschaftlichen Obstbaukunde, der Pomologie, der er mit seinem Buch zugleich den Namen gab. Wegen Trunksucht wurde er allerdings entlassen, schrieb einige Bücher, schlug sich so durch – und starb schließlich im Armenhaus.

Eigentlich heißt die Sorte Rode Zure Joopen, die heute nicht mehr im Handel ist und über die es bei De Oerakker keine weiteren Informationen gibt.

Aber wir haben ja die Beschreibung aus der Pomona Franconica. In Deutschland sei er auch unter dem Namen „Hiefenapfel“ bekannt. Er unterscheidet sich deutlich von den Beschreibungen des „ächten Kardinalapfels“, weshalb Mayer seinem Exemplar einen eigenen Platz einräumt. Zumal er eine „würklich schätzbare Frucht ist“.

Der Apfel hat, wie auch die Abbildung zeigt, eine deutliche Pyramidenform.

Das weiße, mit einer leicht gelblichen Färbung versehene Fruchtfleisch ist zart, körnig und hat einen sehr süßen, mit einer angenehmen Weinsäure versetzten Geschmack. Mayer schätzt ihn als einen sehr guten Tischapfel, der gegen Weihnachten genußreif ist und bis Ende April gelagert werden kann.

Die Geschmacks-Beschreibung des Apfels finde ich sehr verlockend – ich kann ihn mir sehr gut nach einem etwas üppigeren Essen als Dessert vorstellen. Schade, daß es ihn wohl nicht mehr gibt.

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