AdT: N.W. Greening (08.07.2022)

Historische Abbildung eines grünlichen Apfels mit auffälliger, bräunlicher Musterung; USDA

Northwest Greening; © USDA

Der heutige Apfel des Tages ist der Northwest(ern) Greening, die Abbildung hatte James Shull für die Pomological Watercolor Collection des USDA 1913 angefertigt. Shull hatte sich auf die Dokumentation von Erkrankungen spezialisiert, und so ist es auch bei diesem Apfel, der im Berkeley County, West Virginia, gewachsen war: Die braunen Flecken waren durch Frost entstanden.

Shull hatte bereits 1911 eine Abbildung angefertigt, die einen an „Wasserkern“ erkrankten Apfel zeigte: Das ist eine Erkrankung von Früchten, bei der Teile des inneren Gewebes, besonders nahe am Kern, wassergetränkt, hart und glasig werden.

In der Sammlung gibt es acht weitere Abbildungen, die gesunde Exemplare zeigen.

Band 1 der Apples of New York enthält eine ausführliche Beschreibung des Northwest Greening.

Die Sorte stammt ursprünglich aus dem Waupaca County in Wisconsin, es war eine Kreuzung aus dem Golden Russet und dem Alexander, die E. W. Daniels 1872 eingeführt hatte. Sie verbreitete sich in den nördlichen Teilen des sogenannten „Apple Belts“, wo sehr robuste Bäume erwünscht waren; im Bundesstaat New York wurde die Sorte dagegen um 1900 wenig gepflanzt.

Für einen grünen oder gelblichen Apfel galt er als durchaus attraktiv (die roten Sorten wurden damals von der Kundschaft bevorzugt), allerdings war die Variabilität in Größe und Form ein Problem für die kommerzielle Nutzung.

Die Äpfel waren mittelgroß bis groß, manchmal sogar sehr groß. Die Form war meist rundlich, konnte aber auch länglich oder abgeflacht, dazu oft geneigt bis konisch und mehr oder weniger unregelmäßig wachsen. Auch traten manchmal Rippen auf.

Die glatte, etwas wachsartige Schale war hellgelb oder grünlich, selten leicht gerötet. Punkte variieren von klein bis groß und unregelmäßig, normalerweise weißlich und untergetaucht, manchmal grau mit rotbraunen Punkten.

Das gelbliche Fruchtfleisch hat eine mittlere Textur, war knackig und fest, konnte aber auch Korkigkeit entwickeln. Es ist saftig und hat eine milde Säure, das Aroma ist allerdings nicht sehr ausgeprägt, daher galt die Sorte nur als mäßig bis gut.

Der Northwest Greening kocht gleichmäßig und schnell, eignet sich für Kuchen oder Apfelmus, das nach dem Kochen eine feine gelbe Farbe hat, aber nicht von hohem Geschmack oder Qualität ist. Da war der Rhode Island Greening, der damals recht verbreitet war, deutlich besser.

Ein anderes Problem war, daß die Sorte sich nicht besonders gut lagern ließ, schon im November und manchmal im Dezember war die Verlustrate hoch und stieg danach noch. Allerdings blieb ein großer Teil der Früchte am Ende des Winters gesund, ein Teil konnte sich sogar bis Juni halten. Und bei längerer erfolgreicher Lagerung entwickelten sich die Äpfel auch geschmacklich recht gut.

Der Baum wächst kräftig, ist robust, trägt in der Plantage gut, im Obstgarten sehr gut. Dabei muß die Sorte recht lang wachsen, bis es eine erste Ernte gibt, dann sind aber alle zwei Jahre gute Ernten zu erwarten.

Der Northwest Greening galt als widerstandsfähiger als der erwähnte Rhode Island Greening, er wurde deshalb von einigen Obstbauern als Option für den Anbau in Gegenden angesehen, in denen das Klima für den Rhode Island Greening zu streng war.

Die Sorte wird auch heute noch angebaut – in welchem Umfang, konnte ich nicht herausfinden. Adam hat in seinem Blog einen Eintrag anläßlich einer Verkostung geschrieben.

Der Künstler

James Marion Shull (1872–1948) war Botaniker und gehörte wie Royal Charles Steadman, Ellen Isham Schutt (1873–1955), Mary Daisy Arnold (ca. 1873–1955) und Deborah Griscom Passmore (1840–1911) zu den Illustrator*innen beim USDA. In der pomologischen Aquarellsammlung sind über 750 Aquarelle gesammelt. Darunter auch viele mit Erkrankungen, worauf er sich spezialisiert hatte. Daneben machte er sich als Züchter von Schwertlilien einen Namen.

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© U.S. Department of Agriculture Pomological Watercolor Collection. Rare and Special Collections, National Agricultural Library, Beltsville, MD 20705

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