Adersleber Kalvill; ©BUND Lemgo
Die Abbildung des heutigen Apfels des Tages, dem Adersleber Kalvill, gefällt mir ausgesprochen gut. Sie stammt aus „Deutschlands Obstsorten“, die von 1905 bis 1934 jährlich in drei Heften erschienen. Ich glaube, ich habe in meiner Kindheit viel in älteren Sammelalben gestöbert, in denen eine ähnliche Farbpalette und Illustrationsweise verwendet wurde. Beim BUND Lemgo sind zahlreiche Abbildungen gesammelt.
Die Gemeinde Adersleben, von der die Sorte den Namen hat, liegt im Landkreis Harz, dort gab es ein Zisterzienserinnenkloster mit Klostergut. Um 1830 hatte dessen Pächter, ein Amtsrat Meyer, drei Sämlinge gezogen, indem er einen Kalvill-Hochstamm mit einem Gravensteiner befruchtete – nach dem Sortenblatt bei der Arche Noah (PDF) war es ein Weißer Winterkalvill, der hier auch schon Thema war.
Daraus entstanden die Adersleber Kalvillsämlinge Nr. I, II und III, Nr. II ist unser Apfel. Es soll die erste Sorte sein, bei der die gezielte Zucht aus zwei Sorten dokumentiert wurde. Der Adersleber hat sich dann Ende des 19. Jahrhunderts sehr schnell in ganz Deutschland verbreitet. Heute steht er allerdings auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland.
Deutlich zu sehen ist die ausgeprägt Kalvillform mit den fünf stark ausgeprägten Rippen. Die großen Äpfel sind mehr breit als hoch, am Spalier sollen sie deutlich größer wachsen als am Hochstamm.
Die glatte, glänzende Schale ist matt- oder grünlichgelb und hat auf den Sonnenseite eine leicht verwaschene Röte. Punkte sind auf der Stielseite gut zu erkennen, feiner Rost kann auftreten. Die Äpfel sind etwas druckempfindlich und welken beim Lagern, behalten aber ihren guten Geschmack. Mitte bis Ende Oktober kann gepflückt werden, zu frühes Pflücken kann die Äpfel stark schrumpfen lassen. Von Dezember bis in den April hinein ist der Apfel genußreif.
Das hellgelbe Fruchtfleisch ist saftig, zunächst fest und später mürbe. Es hat neben der leicht säuerlichen Süße die für den Kalvill typische erkennbare Würze. Bei trockenem Boden kann es zu einer Mehligkeit kommen, wenn es an Dünger fehlt.
Die Bäume wachsen schnell und kräftig und braucht gute Pflege, damit gleichmäßig große Äpfel wachsen. Er wird als exzellenter Tafelapfel empfohlen, wegen seiner Druckempfindlichkeit war ein industrieller Anbau allerdings nicht einfach.
2 Antworten auf „AdT: Adersleber Calvill – ein klösterlicher Apfel (09.12.2018)“