AdT: Gros-Bohn – noch ein offizielles Reichsobst! (28.09.2022)

Historische Abbildung eines grün-rötlichen Apfels; BUND Lemgo
Der Gros-Bohn; © BUND Lemgo

Die Abbildung des Apfels des Tages stammt aus der Österreichisch-Ungarischen Pomologie von Rudolf Stoll (1847-1913). Der Gros-Bohn heißt auch Bohnapfel, Rheinischer oder Großer Rheinischer Bohnapfel. Um 1770 wurde die Wintersorte als Zufallssämling am Mittelrhein entdeckt, angeblich ist er in Rheinland-Pfalz noch eine der verbreitetsten traditionellen Sorten.

Im schönen Band 100 alte Apfel- und Birnensorten weist Gutav Pfau-Schellenberg auf die große Verbreitung des Bohnapfels (so heißen sie in der Schweiz) im 19. Jahrhundert hin. Ihm scheint der Apfel bei idealer Reife auch als Tafelapfel geschmeckt zu haben. Und beim BUND Lemgo gibt es auch wieder viele Abbildungen.

Die glatte und glänzende Schale ist am Baum noch grasgrün und verfärbt sich beim Reifen gelblich-grün. Dazu kommen auf der Sonnenseite deutlich ausgeprägte rote Streifen. Es gibt feine Rostpunkte, Warzen oder auch einen zusammenhängenden Roststreifen.

Das grünlich-weiße Fruchtfleisch ist bei der Ernte im Oktober noch sehr fest und herb-sauer, weshalb er nicht als Tafelapfel verwendet wird. Adrian Diel (1756-1839) beschrieb die Festigkeit: die Scheiben eines zweigeteilten Apfels bleiben beim Kochen ganz. Durch Lagerung, die bis in den Sommer hinein gehen kann, wandelt sich der Geschmack in eine saftige Süße, allerdings ohne eigene Würze.

Die Frucht ist klein bis mittelgroß und ein idealer Wirtschaftsapfel, als Dörrobst sei er vortrefflich. Bei idealer Reife eignet sich die Sorte außerdem sehr gut zum Mosten und Brennen.

Mit dem hier schon beschriebenen Ontario und dem „Jakob Lebel“ wurde der Bohnapfel 1922 auf einer Tagung der Deutschen Obstbau-Gesellschaft in Eisenach zu den drei Reichsobstsorten gewählt. Da damit das Sortenspektrum vereinheitlicht werden sollte, kamen nur widerstandsfähige, gutschmeckende und wirtschaftlich geeignete Sorten in Frage. Das Programm wurde allerdings nicht nennenswert umgesetzt.

Vom Pomologen Hans Joachim Bannier gibt es eine, von Rolf Meyer ergänzte, Verkostungsprobe aus dem Jahr 2019, die sich ganz interessant liest. Und sein aktueller Newsletter enthält einige Apfelsorten-Portraits frühreifender Apfelsorten.

5 Antworten auf „AdT: Gros-Bohn – noch ein offizielles Reichsobst! (28.09.2022)“

  1. Wir haben einen alten Hochstamm dieser Sorte in Garten. Der trägt jedes Jahr unglaublich ergiebig und schmeckt wirklich toll (Frucht und Saft). Er lässt sich bis ins Frühjahr gut lagern.

    Standort: Überlingen, Bodensee.

    1. Ach, das ist ja schön zu lesen! Den Apfel würde ich schon beim Sehen kaufen, ich mag die grün-roten Sorten. Dann wünsche ich noch viele Jahre gute Ernten und einen gesunden Baum.

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