AdT: Leckerbissen (14.05.2022)

Historische Abbildung eines länglichen gelblich-roten Apfels mit langem Stiel; Bund Lemgo
Ein Leckerbissen ; ©BUND Lemgo

Der heutige Apfel des Tages ist der Leckerbissen – zu dieser Sorte gab es schon einen Beitrag im Blog. Wegen der sehr speziellen Form des Apfels, der im 1. Band der „Deutsche Kernobstsorten“ (PDF, S. 9ff, erschienen 1833) von Johann Lexa von Aehrenthal (1777-1845) zu finden ist, doppel ich den Leckerbissen.

Und gebe hier zum Vergleich auch Teile der Beschreibung wieder.

In der Bildung hoch aussehend, bald wie walzenförmig, oder noch mehr eiförmig, der flach erhabene Bauch sitzt in der Mitte, und nimmt eben so stark nach dem Stiel, als nach dem Kelch ab, wodurch die beiden Flächen wenig oder gar nicht verschieden sind. In der regelmässigen Form 2 1/2 Zoll breit und 2 1/4 bis 2 3/4 Zoll hoch.

Die Grundfarbe der feinen. sich rauh anfühlenden Schale ist vom Baum ein grünliches Strohweiß, das beim Reifen zu einem schönen Zitronengelb wird, wovon man aber bei besonnten Früchten nur auf der Schattenseite etwas zu sehen bekommt, denn die Sonnenseite ist mit einem dunklen, blutartigen Karminrot verwaschen, das zur Schattenseite hin selten und streifartig wird, zwischen dem dann die Grundfarbe mehr oder weniger hervorsticht.

Charakteristisch ist aber, daß die ganze Schale mit einem meistens netzartigen, zimtfarbigen Rost überkleidet ist, der nur auf der Sonnenseite, über dem dunklen Rot, manchmal zusammenhängende Stellen von einem Rostüberzug bildet. Echte Punkte findet man nur wenige im Rost von gleicher Farbe.

Die Frucht hat keinen Geruch, welkt etwas, das weiße Fruchtfleisch ist sehr fein, fest, saftig und hat einen feinen zimtartigen, weinartigen Zuckergeschmack.

Die Reife tritt im November ein, nach Weihnachten welkt der Apfel aber stark. Für Lexa ist der Leckerbissen von erstem Rang.

Der Baum wächst lebhaft, belaubt sich etwas licht, bildet eine breite Krone und ist bald und sehr fruchtbar.

Man kann den Leckerbissen heute noch als Reiser und als Halbstamm bekommen.

Und sonst:

Ich habe neulich die anekdotischen Lebenserinnerungen des Kunstsammlers, Kunsthändlers, Mäzens, Autors und Journalisten Heinz Berggruen (1914-2007) gehört – „Leben ist keine Kunst“, von ihm ganz charmant gelesen. Dort gibt es auch eine Geschichte mit dem Titel „Lecker“. (Wer lieber liest: Bei Wagenbach gibt es schöne Ausgaben von Bergengruens Erinnerungen, Aufsätzen und Artikeln.)

Wer Heinz Berggruen nicht kennt: Günter Gaus hat 1996 in seiner Gesprächsreihe „Zur Person“ ein 45-minütiges Gespräch mit ihm geführt.

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