Reinette Franche; © Biblioteca Digital del Real Jardin Botanico de Madrid
Der heutige Apfel des Tages ist die Reinette Franche. Die Abbildung stammt aus dem 6. Band der Traité des arbres et arbustes (Nouvelle édition), die der französische Jurist, Chemiker, Ingenieur und Botaniker Henri Louis Duhamel du Monceau (1700-1782) verfaßt hatte und die 1815 nach seinem Tod eben als neue Ausgabe erschien. Erfreulicherweise können alle Bände bei der Biblioteca Digital del Real Jardin Botanico de Madrid eingesehen werden.
Zu der Sorte gibt es auch einen etwas längeren Artikel. Leider wird dort nichts zur Geschichte der Sorte geschrieben. Dazu findet sich allerdings in der französischen Wikipedia der Hinweis, daß die Sorte wohl um 1500 in der Normandie aufgetaucht sein soll. Die Sorte hat auch eine ganze Reihe von Synonymen:
Reinette blonde, Reinette blanche, Reinette commune, Reinette de Normandie, (Französische) Edel Renette.
Zur Edelrenette hatte ich schon einen Beitrag im Blog
Nun aber zu Duhamels Beschreibung: Die Reinette Franche variiert stark in Größe und Form; sie hat eine Breite von siebenundzwanzig bis achtundzwanzig Linien* mit einem Durchmesser von bis zu drei Zoll und einer Höhe von 24 bis 30 Linien. Manchmal ist sie gleichmäßig leicht abgerundet. Es habe, so Duhamel, in der Vergangenheit auch Äpfel mit einer etwas herzförmigen Form gegeben, die zur Basis hin stärker geschwollen war als zur Spitze, und die Höhe entsprach dabei mindestens seinem Durchmesser.
Ihre Schale ist vor der Reife hellgrün und zeigt bei perfekter Reife ein kräftiges blassgelb, ab und an ist sie über ihre gesamte Oberfläche hin mit kleinen unregelmäßigen, gräulichen Flecken übersät, die durch eine Art von Rissen gebildet werden.
Das feste Fruchtfleisch ist zunächst weiß und leicht säuerlich; bei vollkommener Reife nimmt es eine sehr hellgelbe Tönung an, bekommt einen süßen Geschmack und ein sehr angenehmes Parfüm, was diesen Apfel zum Besten seiner Art mache. Die Reinette Franche ist ab Januar reif, perfekt im Februar und März. Sie kann auch sehr gut länger gelagert werden, und es ist nicht selten, dass man sie bis nach der neuen Ernte aufbewahren kann, ohne daß sie zu sehr an Geschmack verloren hat, um nicht mehr angenehm zu sein; erst dann schrumpelt sie stark und nimmt merklich an Volumen ab.
Es gibt mehrere Varianten der Reinette Franche: Eine unterscheidet sich von der eben beschriebenen nur dadurch, daß sie durch einige ziemlich ausgeprägte Rippen erhöht ist. Eine andere ist länglich, und ihre Schale ist mit einer großen Anzahl rotbrauner Flecken gezeichnet, die meisten davon länglich; sie ist im reifen Zustand in der Farbe gelb und rotbraun ist, daher wird sie allgemein Reinette Rousse genannt. Sie ist ein ausgezeichneter Apfel mit einem sehr feinen, sehr würzigen Geschmack.
Eine weitere Variante ist abgeflacht und hat eine eckige Erscheinung, ohne daß gut ausgeprägte Rippen erkennbar wären. Ihre Schale ist gelb bis grau, mit sehr kleinen braunen Punkten gesprenkelt und oft mit dunkelbraunen Flecken gezeichnet. Sie schrumpelt und verblasst mehr als die anderen.
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*Die von Duhamel verwendete Angabe Linie, im Französischen „Ligne„, ist eine vor der Französischen Revolution sehr verbreitete und auch im 19. Jahrhundert noch längere Zeit parallel zum eingeführten Meter verwendete Längeneinheit. Sie entsprach nicht ganz 2,3 mm. Somit kommen wir auf 6,2 bis 6,4 cm bzw. 5,5 bis 6,9 cm
Reinette Franche scheint eine der Urmütter der heutigen europäischen Apfelsorten zu sein.
Mit der frühen Herkunft aus der Normandie spricht einiges dafür.