AdT: Reinette de Caux (15.11.2022)

Historische Abbildung eines gelblich-rötlichen Apfels; Bib.Digital de Real Jardin Botanico de Madrid

Reinette de Caux; © Biblioteca Digital del Real Jardin Botanico de Madrid

Der heutige Apfel des Tages ist die Reinette de Caux, die Abbildung stammt aus dem 6. Band der Traité des arbres et arbustes (Nouvelle édition), die der französische Jurist, Chemiker, Ingenieur und Botaniker Henri Louis Duhamel du Monceau (1700-1782) verfaßt hatte und die 1815 nach seinem Tod eben als neue Ausgabe erschien.

Die Beschreibung fällt nicht allzu umfangreich aus. Die Reinette aus Caux sei deutlich größer als die Reinette Franche, aber kleiner als die Kanada-Reinette; sie ist neunundzwanzig bis dreißig Linien* hoch und drei Zoll oder drei Zoll minus eine Linie im Durchmesser.

Die dunkelgelbe Schale zeigt rötliche und längliche Flecken; außerdem gibt es Rost.

Das gelblich-weiße Fruchtfleisch hat einen Duft. Der leicht säuerliche Geschmack ist etwas süß, würzig und sehr angenehm, erreicht aber nicht ganz das Aroma und den Geschmack der Reinette Franche.

Die Sorte wurde in der Normandie und insbesondere im namensgebenden Pays de Caux angebaut. Sie reift im November und Dezember und scheint mindestens bis März haltbar zu sein.

Duhamel empfahl den Gärtnern der Hauptstadt die Anpflanzung rund um Paris, er nahm an, daß sie dort damals noch nicht zu finden war.

Bei Pomiferous finden sich noch weitere Informationen zu der Sorte, die in England als Dutch Mignonne bekannt ist. Wobei es bei der National Fruit Collection es noch einen Haufen von Synonymen gibt, u.a.:

Belle Reinette de Caux, Casseler Reinette, Christ’s Gold-Reinette, Contor, Craft Angry, Croft Angry, de Laak, Paternoster Apfel, Pomme de Laak, Rawles Reinette, Reinette Doree, Stettiner Pepping, Thorpe Grabe, Vermillon d’Andalousie.

Ein Thomas Harvey soll 1771 Sämlinge aus Holland nach Catton in Norwich gebracht haben, wo er daraus Bäume zog. 1820 brachte sie ein George Lindley als Dutch Mignonne auf den Markt. Ich nehme an, daß sich die Äpfel doch etwas von der normannischen Sorte unterschieden haben könnten.

Das Fruchtfleisch der englischen Variante ist cremefarben, feinkörnig, fest, knackig und sehr saftig, es hat einen süßen Geschmack mit einem reichen Aroma.

Es soll ein – wohl auch heute noch zu findender – hochgeschätzter Tafelapfel sein, der auch zur Herstellung einer süßen Soße verwendet wird und sich für das Backen von Pasteten eignet, weil er dabei die Form behält. Zudem sei er für die Cider-Herstellung geeignet, was dann auch zu Äpfeln aus der Normandie paßt.

Und ich habe in der französischen Wikipedia noch einen Eintrag zur Gemeinde Nestier gefunden, die in der Nähe der Pyrenäen liegt, also doch ein ganzes Stück von der Normandie entfernt. Dort heißt es (übersetzt):

Obstbäume sichern die für den lokalen Verbrauch notwendigen Obsternten (Äpfel: Reinette du Canada, Reinette de Caux, Angelica, Grosse Ménagère oder sogar Museau de lièvre), […]

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*Die von Duhamel verwendete Angabe Linie, im Französischen „Ligne„, ist eine vor der Französischen Revolution sehr verbreitete und auch im 19. Jahrhundert noch längere Zeit parallel zum eingeführten Meter verwendete Längeneinheit. Sie entsprach nicht ganz 2,3 mm. es sind also ungefähr 6,9 cm.

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