Montreal; © USDA
Der heutige Apfel des Tages ist, wie auf der schönen Abbildung am langen Stiel schon zu erkennen, mal wieder ein Holzapfel. Die Abbildung hatte Mary Arnold 1912 für die Pomological Watercolor Collection des USDA angefertigt. Das Exemplar des Montreal kam aus dem Prince George’s County in Maryland, und ich war doch überrascht, etwas zu der Sorte zu finden.
Im 2. Band der Apples of New York wird die Sorte unter dem Namen Montreal Beauty beschrieben, sie ist auch noch als Montreal Beauty Crab bekannt. Nicht ganz überraschend, stammt die Sorte aus Kanada, genauer aus Québec, wo sie bereits 1833 vermehrt wurde.
Die Äpfel sind für Holzäpfel groß, in der Form länglich-kegelförmig bis rundlich-länglich. Die Schale ist gelblichgrün und meist rot überzogen.
Das gelblichweiße Fruchtfleisch ist zart, dabei ziemlich saftig, der Geschmack ist schwach säuerlich und ganz leicht adstringierend.
Reif ist er Ende September und Oktober. Charles Gibb, der die Sorte 1876 beschrieben hatte, gab an, daß der Baum nicht so winterhart wie die recht bekannte Holzapfelsorte „Transcendent“ sei, dafür stark, kräftig und ziemlich groß. Er würde nicht früh, aber schwer tragen. Die Sorte war in der Umgebung von Montreal und in anderen Teilen von Quebec verbreitet. In den Vereinigten Staaten wurde die Sorte um 1900 von Baumschulen recht häufig angeboten, war aber wohl nicht allgemein bekannt.
Zu dem erwähnten Charles Gibb (1845-1890) habe ich dann noch etwas in der Canadian Encyclopedia gefunden: Er hatte sich seiner schlechten Gesundheit wegen eine Beschäftigung im Freien gesucht, daher legte er 1872 in Abbotsford ausgedehnte Obstgärten an, um dort Gartenbau zu studieren und Pflanzen aus dem Ausland zu erproben. Er war eine führende Persönlichkeit in der Montreal Horticultural Society und der Fruit Growers‘ Association, außerdem war er Schirmherr der Art Association of Montreal und unterstützte die McGill University in Montreal.
1882 reiste er auf seiner ersten Auslandsreise durch Nordeuropa und Russland und sammelte Samen und Pflanzen auf der Suche nach Obstsorten, die zur Verbesserung kanadischer Sorten verwendet werden könnten. Die von ihm gesammelten russischen Apfelsamen wurden der Central Experimental Farm in Ottawa übergeben und bildeten die Grundlage ihres Apfelzuchtprogramms. Diese Stämme waren nach dem Ersten Weltkrieg in Apfelhybridisierungs-Programmen in Manitoba und Saskatchewan von großer Bedeutung. Zusätzlich zu seiner praktischen Arbeit veröffentlichte Gibb, der unter nordamerikanischen und europäischen Pomologen bekannt war, eine Reihe von Artikeln über den Obstanbau, die Einführung russischer Apfelsorten in Zuchtprogramme und die Ergebnisse seiner eigenen Versuche in Abbotsford mit exotischen Zierpflanzen und Früchten.
Zudem übernahm er die Aufgabe, Hunderte von Früchten zu katalogisieren und umzubenennen, die 1870 aus Russland an das US-Landwirtschaftsministerium geschickt worden waren. Die meisten Äpfel waren russisch. Die Aufgabe bestand darin, die Namen der Früchte für die amerikanische Öffentlichkeit „schmackhafter“ zu machen. Die Arbeit mündete in seiner Veröffentlichung The Nomenclature of our Russian Fruits.
Die Künstlerin
Mary Daisy Arnold (ca. 1873–1955) gehörte (seit 1904) wie Deborah Griscom Passmore und Royal Charles Steadman zu den wichtigen Illustrator*innen beim US Department of Agriculture. Über ihr Leben weiß man nicht viel, da Unterlagen über sie vor 1921 vernichtet wurden.
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© U.S. Department of Agriculture Pomological Watercolor Collection. Rare and Special Collections, National Agricultural Library, Beltsville, MD 20705