Pomme Suisse; © Biodiversity Heritage Library
Im neuen Apfel-Kalender (von dem es noch einige Exemplare gibt – greifen Sie zu!) haben Christin Kosbab und Selina Günther neue Bild-Quellen herangezogen, die mir neu sind. Die heutige Abbildung des Pomme Suisse stammt aus der Pomologie Française, die der bedeutende französische Pomologe Pierre-Antoine Poiteau (1766-1854) im Jahr 1846 in vier Bänden herausgegeben hat.
Wenn alle vier Bände komplett erhalten sind, wird so eine Ausgabe heutzutage auch schon mal für über 150.000 Euro angeboten. Erfreulich, daß die Biodiversity Heritage Library die Bände digital veröffentlicht hat.
Zunächst geht Poiteau auf die, wie er es nennt, „bizarre Etymologie“ ein:
Wie bei der Birnensorte „Culotte de Suisse“, also „Schweizer Hosen“ oder „Hosen der Schweizer“, leitete sich der Name von den Reithosen der Schweizer Soldaten ab, wie sie noch heute von der Schweizergarde getragen werden. Irgendwann sei dann das „Culotte“ vergessen worden, und so kam es zu Sortennamen wie der Schweizer Bergamotte, der Schweizer Mouille-Bouche und eben zum „Schweizer Apfel“.
Poiteau nennt den Baum kräftig mit weit ausladenden Zweigen. Zu Beginn ist der Stamm mit gelben, grünen und manchmal roten Längsstreifen gestreift, wodurch er von weitem erkennbar ist. Dies läßt mit zunehmendem Alter nach, dann treten diese Bänder stärker an den Zweigen und Knospen auf. Die Blätter sind mittelgroß und haben nichts Auffälliges. Die Blüten sind leicht rosa und haben oval-runde Blütenblätter, die etwas behaart sind.
Die Frucht ist mittelgroß, oben und unten eingedrückt, an der Basis viel dicker als an der Spitze, konstant und regelmäßig in der Form, aber variabel in der Größe.
Die Schale ist glatt, ein wenig glänzend, von zartem Grün, ohne Flecken, gezeichnet mit großen grünlichen Punkten, die nicht sehr auffällig sind, verziert mit unebenen Längsbereichen, einige grüner, andere gelber als der Rest der Schale.
Das Fruchtfleisch ist fein, fest, spröde und weiß mit einem kleinen gelblichen Auge. Der Saft hat nur wenig Säure; er ist süß, vermischt mit einem schwer zu definierenden Grasgeschmack, den Poiteau nicht angenehm fand.
Der Apfel ist bis April lagerbar; in der Reife verschwinden die Rippen. Poiteau merkt noch an, daß er bei den großen Früchten in jedem Fach vier Samen, bei den kleinen Früchten nur zwei fand.
Die Erklärung des Namens hatte ich auch schon mal beim Papageiapfel erwähnt, dort auch auf den Gestreiften Schweizerapfel verwiesen. Für ihn hat Johann Prokop Mayer (1737-1804) in seiner Pomona Franconica die französische Bezeichnung „Pomme Suisse pannachée“ verwendet, die mit der von Poiteau übereinstimmt. Allerdings lobt Mayer den Geschmack des Apfels ausdrücklich, während Poiteau ihn nicht besonders schätze.
Dessen Beschreibung kommt der nahe, die Mayer beim Großen Weißen Schweizerapfel gab – ich möchte daher nicht ausschließen, daß es da mindestens eine Apfelverwandtschaft gibt …
Auf jeden Fall finde ich die Abbildung in der Pomologie Française sehr beeindruckend, besonders im Vergleich mit denen der anderen Pomologen. Das paßt zu der Anmerkung im Wikipedia-Artikel, daß Poiteau als Zeichner viele vorzügliche Abbildungen für fremde Werke lieferte.
Und sonst:
Da es heute auch um Mißverstehen und die Schweiz ging, verlinke ich hier einfach auf Yello und ihr Video „Waba Duba„. Wenn ich nämlich nicht genau hinhöre, geht es im Refrain um „White Apple Bubble“ 🤣