AdT: Reinette von Lüneville – ein Dauerapfel (15.03.2018)

Historische Abbildung eines gelblichen, eines grünen und eines aufgeschnittenen Apfels; BUND Lemgo
Reinette von Lüneville, aus Langethals „Deutschem Obstcabinet“; ©BUND Lemgo

Aus Lunéville in Lothringen stammend, soll Johann Volkmar Sickler (1742-1820) den heutigen Apfel des Tages unter dem Namen „Dodonne“ erhalten haben – der Name setzte sich aber nicht durch, sondern die „Reinette Von Lüneville“. Außerdem wurde sie wegen der langen Lagerbarkeit auch „Reinette Durable Deux Ans“ bzw. „Zwei Jahre Dauernde Renette“ genannt. Mitte des 19. Jahrhunderts war sie in Deutschland recht verbreitet.

Die Form entspricht meist der Abbildung, allerdings gibt es laut Eduard Lucas (1816-1882), der den Apfel im „Illustrierten Handbuch der Obstkunde“ (PDF) beschrieben hat, auch länglichere und auch größere Exemplare. Ich habe übrigens wieder eine andere als die schöne Kalenderabbildung verwendet, die aus Aehrenthals „Deutschlands Kernobstsorten“ stammt – in Langethals, ab 1840, erschienenem „Deutschem Obstcabinet“ ist mehr vom Apfel zu sehen.

Die glatte und glänzende Schale ist am Baum grasgrün, beim Lagern wird sie weißgrün und zum Frühjahr hin zitronengelb. Bei manchen Äpfeln gibt es auf der Sonnenseite eine kleine, kaum bemerkbare braun-rötliche Stelle, die zum Frühjahr hin in ein Lackrot übergeht. Braune Punkte und einzelne Rostflecken treten regelmäßig auf. Der weißgelbe Teil der Schale wirkt ein wenig, als läge ein weißes Häutchen darüber – was für diesen Apfel laut Lucas charakteristisch sei. Die Schale welkt nicht und hat nur einen schwachen Duft.

Der Apfel, der erst spät im Jahr geerntet wird, ist vom Baum weg anfangs hart und völlig ungenießbar. Deshalb, so Lucas, können man den Baum auch ruhig an „exponierte Stelle“ pflanzen – die Äpfel klaut niemand. Sie werden durch das Lagern erst im Februar oder März reif, halten dann aber über ein Jahr (daher auch der Name „Zwei Jahre Dauernde Renette“). Mit der Lagerung wird das saftige Fruchtfleisch markig, hat zwar den Renetten-Geschmack, ist jedoch schwach gewürzt und hat eine weinige Süße.

Er ist als Tafelobst nur von 2. Rang, aber als Küchen- und Mostapfel sehr zu empfehlen.

Und sonst:

Heute mal etwas Praktisches: In den Pomologischen Monatsheften (Bd. 1, Heft 3 von 1855) schreibt Eduard Lucas „Ueber Aufbewahrung von Winterobst im Freien“, was sich für einen Ahnungslosen wie mich sehr interessant liest. Ganz nebenbei wird dort auch die Reinette von Lüneville erwähnt.

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