AdT: Reinette von Régmalard – richtig, aber falsch (11.11.2022)

Historische Abbildung eines gelben Apfels mit rötlichen Punkten; Verlag Hermann Schmidt

Reinette von Régmalard; © Verlag Hermann Schmidt

Der heutige Apfel des Tages ist die Reinette von Régmalard, oder richtiger Reinette von Rémalard. Die Abbildung stammt aus Band 41 (PDF) der Pomologischen Monatsheften, die 1855 von den Pomologen Eduard Lucas (1816-1882) und Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880) als „Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau“ (1855-1865) gegründet wurden. Sie hieß später „Illustrierte Monatshefte für Obst- und Weinbau“ (1865-1874), eben „Pomologische Monatshefte“ (1875-1905) und „Deutsche Obstbauzeitung“ (1906-1922). Der Autor des Eintrags, der in Charlottenburg (Berlin) lebende Pomologe Carl Mathieu* (1828-1904), hatte in seinem 1895 erschienenen Beitrag den Namen falsch geschrieben.

Er stellt die Sorte als eine neuere und wenig bekannte vor, die „durch die Größe und Schönheit ihrer Frucht, sowie durch die Fruchtbarkeit des Baumes es verdient, verbreitet zu werden“. Es soll sich um einen Zufallssämling handeln, die von einem Gärtner in eben dem Ort Rémalard im Department Orne entdeckt und dann verbreitet wurde. Die Sorte wurde vor allem für die Cidre-Herstellung verwendet.

Mathieu vergleicht die schöne Frucht in Größe und Form mit der Pariser Rambour-Reinette und empfiehlt sie sowohl Liebhabern als auch kommerziellen Obstbauern, für letztere könne sie im Handel als Dessertapfel und Augenschmaus durchaus lukrativ sein.

Die mit 7 cm Höhe und bis zu 9 cm im Durchmesser großen Äpfel sind, wie auch auf der Abbildung zu sehen ist, an den Enden deutlich abgeplattet und weisen recht kräftige, unregelmäßige Rippen auf.

Die grünlich-gelbe, glänzende Schale wird beim Reifen goldgelb, auf der Sonnenseite zeigt sich oft eine rötliche Färbung.

Das gelblichweiße Fruchtfleisch ist süß mit einer leicht säuerlichen Note und „angenehm“.

Der Baum wächst sehr kräftig und eignet sich besonders für die Spalierform. Er bringt frühen und reichlichen Ertrag.

Ich habe leider keinen Hinweis gefunden, ob es die Sorte heute noch gibt. Allerdings findet sich mal wieder in der Liste der sagenhaften privaten Versuchsstation von Benjamin Buckman in Farmingdale, Ohio, der Régmarald. Und auch im 1895er Verkaufskatalog der Woodburn Nurseries von J. H. Settlemier & Son in Oregon findet sich die Sorte mit einer sehr kurzen Beschreibung: „Mittel. Fleisch fest, herb“. Die Sorte hatte es also auch über den Atlantik geschafft.

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* Im Jahresheft 2016 des Pomologenvereins e.V. gibt es ein interessantes Portrait zu Carl Mathieu (die erste Seite davon ist online nachzulesen, PDF).

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