AdT: Richared – Eine Handvoll Werbeprosa (04.03.2022)

Historische Abbildung eines gelblich-rötlichen und eines dunkelroten Apfels; USDA

Der Richared; © USDA

Der Apfel des Tages ist der Richared, die Abbildung stammt aus der Pomological Watercolor Collection des USDA. Leider wurde nicht vermerkt, wo und wann Royal Charles Steadman ihn gemalt hat. Interessant, daß Steadman ihn in zwei „Farb-Zuständen“ zeigt. Es gibt beim USDA noch eine zweite Abbildung, die Mary Daisy Arnold 1932 in Yakima, Washington, angefertigt hat und auf der nur ein dunkelroter Apfel zu sehen ist.

Weder in den Apples of New York noch in Creighton Lee Calhouns „Old Southern Apples“ oder in Tom „Professor Apple“ Burfords Buch „Apples of North America – 192 Exceptional Varieties for Gardeners, Growers, and Cooks“ Informationen zu der Sorte.

Allerdings gibt es eine umfangreiche Broschüre zum „Richared Delicious“, wie die Sorte vollständig heißt. Wie der Name schon sagt, ist der Richared eine Variante des Red Delicious.

Sie stammt aus dem Jahr 1928 und wurde von der Columbia & Okanogan Nursery Company aus Milton, Oregon, herausgegeben. Ich empfehle sie zum Durchblättern, sie gibt einen guten Eindruck für damaliges Marketing.

Und aus dem Jahr 1944 findet sich eine Broschüre von „C & O“ mit dem Titel Better Varieties Pay, die den Richared weiterhin anpreist und zahlreiche begeisterte Schreiben von glücklichen Obstbauern enthält. Darum hier ein bißchen Original-Werbeprosa, die ich nur an einigen Stellen etwas angepaßt habe.

„Einer der herausragenden amerikanischen Dessert- und Obststandäpfel“

Der RICHARED Delicious bietet die tolleren Farben — und das bedeutet mehr Gewinn für den Züchter, denn besonders schönes Obst ist der Gewinnbringer. Er bringt rund 90 % kräftigere Farben im Vergleich zu 52 % des gewöhnlichen Delicious.

RICHARED Delicious hat schon früh seine Farbe – darum kann die Frucht im besten Reifestadium „hart reif“ gepflückt werden, die Äpfel müssen nicht so lange an den Bäumen bleiben, um noch Farbe zu gewinnen. Dies sorgt für eine bessere Lager-, Versand- und Verzehrqualität.

Die frühere Färbung ermöglicht eine frühere Ernte – und garantiert dadurch Schutz vor Verlust durch Fallobst oder frühe saisonale Frostschäden.

Der RICHARED hat sich in zwölf Jahren des Anbaus und der Produktion als hervorragender rein roter Delicious erwiesen.

„Der Name RICHARED ist markenrechtlich geschützt. Dieses Warenzeichen auf jedem Baumetikett versichert dem Züchter echte RICHARED-Delicious-Bäume – eine gründlich geprüfte Sorte von rein rotem Delicious. Es gibt keinen Ersatz für echten RICHARED Delicious – etwas, das als „genauso gut“ dargestellt wird, kann sich als enttäuschend und sehr unrentabel erweisen.

Ein paar Cent Unterschied pro Baum, der in Ihren Obstgarten in echte, erprobte und getestete Sorten wie RICHARED Dslicious investiert wird, kann tatsächlich Tausende von Dollar mehr Gewinn für eine kommerzielle Apfelpflanzung bedeuten.

Für kommerzielle Obstbauern in Gebieten mit mittlerer bis später Saison empfehlen wir RICHARED.“

„RICHARED Delicious − Bringt eine neue Ära für Apfelzüchter“

Der RICHARED Delicious wurde 1926 von „C & O“ eingeführt. Vor seiner Einführung wurde die Sorte jahrelang sorgfältig getestet und gründlich geprüft.

Von insgesamt neunzehn unterschiedlichen Arten des Delicious wurde der RICHARED als die herausragendste rote Sorte ausgewählt.

Während der letzten vierzehn Jahre hat die Anbau-Erfahrung unter vielen verschiedenen Bedingungen in den Vereinigten Staaten und Kanada gezeigt, daß der RICHARED die am besten gefärbte und am besten haltbare Sorte des Delicious ist. RICHARED wird von führenden Apfelbauern für kommerzielle Apfelplantagen bevorzugt.

Viele Jahre lang war der herkömmliche Delicious eine beliebte Sorte. Dass sie nicht allgemeiner angebaut wurde, lag zweifellos daran, dass der Delicious seinen besten Geschmack nur für einen begrenzten Zeitraum behielt. Dies lag daran, dass der alte Delicious in seinem besten Reifegrad ein wunderbarer Apfel war, aber das eben nur von kurzer Dauer war, weil der Delicious schnell abbaut und „mehlig“ wird.

Wenn der gewöhnliche Delicious zur richtigen Jahreszeit geerntet würde, um erstklassige Früchte und beste Lager- und Versandqualitäten zu gewährleisten, gäbe es nur wenige Äpfel mit ausreichender Farbe, die als „Extra Fancy“ bewertet würden. Um eine gute Farbe zu bekommen, bleiben gewöhnliche Delicious oft zu lange an den Bäumen – und sind bald mehlig und nicht essbar.

„RICHARED Delicious gemachte Apfelgeschichte!“

Der RICHARED Delicious hat den Anbau des berühmten Delicious-Apfels revolutioniert. RICHARED Delicious färbt sich schon früh mit viel besonders schicker roter Farbe, bevor die Früchte für die Ernte geeignet sind. Daher kann RICHARED Delicious von den Bäumen geerntet werden, farbenprächtig und in feinstem, vollkommenstem Zustand. Das macht ihn zu einem großartigen Lagerapfel.

Bei realen Tests konnte der RICHARED Delicious drei Jahre lang in perfektem Zustand für den Verzehr im Kühlhaus aufbewahrt werden.

Und damit genug der Werbung.

Was ich ganz gut finde, ist die Erklärung der Schwächen des Red Delicious. Den gab es, wie auch den Golden Delicious, in meiner Kindheit oft in großen Plastikbeuteln im Supermarkt − und war nicht wirklich lecker. Das oben erwähnte „mehlige Geschmackserlebnis“ hatte ich leider sehr oft, hier habe ich darüber geschrieben. Daß damit dem Red Delicious Unrecht getan wird, weil er oft einfach nicht optimal auf den Markt gebracht wurde, erwähnen die Richared-Züchter ja auch.

Der Künstler

Der 1875 geborene Royal Charles Steadman gehörte wie Ellen Isham Schutt (1873–1955), Mary Daisy Arnold (ca. 1873–1955) und Deborah Griscom Passmore (1840–1911) zu den Illustrator*innen beim USDA und arbeitete dort seit 1915 als „pomological artist“. Er ist mit 892 Dokumenten in der pomologischen Aquarellsammlung verzeichnet.

Und sonst:

In der englischen Wikipedia wird auf einen durch Covid verursachten weiteren Nachfrage-Rückgang beim Red Delicious hingewiesen: Das liege daran, daß viele Orte, an denen der Red Delicious verkauft wird, während der Pandemie geschlossen waren, so etwa Kantinen.

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