AdT: Serczika – Ausflug nach Slawonien (16.04.2018)

Historische Abbildung eines grün-rötlichen Apfels; BUND Lemgo

Der Serczika, nach Stoll; ©BUND Lemgo

Den heutigen Apfel des Tages hat Rudolf Stoll (1847-1913) in seiner „Österreichisch-Ungarischen Pomologie“ beschrieben. Der Serczika, auch Srzika oder Srcsika, ist eine slawonische Nationalsorte, die hauptsächlich um Osijek herum angebaut wurde. Stoll hatte zu seiner Zeit keine Beschreibungen vorgefunden, und auch in Baumschulen sei die Sorte kaum zu finden gewesen.

Es ist ein großer, rundlicher Apfel, dessen fünf Erhebungen ich recht hübsch finde. Einen Seite der Frucht ist immer etwas niedriger als die andere.

Die dünne und glatte Schale ist hellgelbrün, an manchen Stellen grün; auf der Sonnenseite zeigt sich dagegen eine matt erdartige Röte. Es gibt Punkte in der Grundfarbe, die sehr verstreut sind, außerdem können zimtfarbige Rostflecken den Apfel bedecken.

Das weißlich-gelbliche Fruchtfleisch ist grob und locker, kaum saftig und hat einen schwach süßweinigen Geschmack mit wenig Säure.

Der Apfel ist im Dezember genußreif und kann bei guter Lagerung bis in den Sommer hinein halten.

Stoll nennt ihn keinen guten Tafelapfel, weshalb er den zu seiner Zeit hohen Stückpreis von 16 Kreuzern nicht für gerechtfertigt hielt. Ein Liter Milch kostete damals 14 kr., 1 Brötchen 2 kr. Die Obsthändler schätzten den Serczika, wie Stoll anmerkt, wohl wegen der guten Transportfähigkeit und seiner Größe. Was ahnen läßt, daß auch schon damals das Auge mitkaufte.

Und sonst:

Bitte, wo ist mein Aluhut?!? Kurz vor der Recherche zum Serczika hatte ich im von Andrea Köhler herausgegebenen „Kleinen Glossar des Verschwindens“ den „Nachruf“ von Bora Ćosić auf die Hakenleiste gelesen. In dem er u.a. von einer in einer kleinen slawonischen Fabrik oder Werkstatt hergestellten Leiste erzählt.

Da klapperte es kurz in meinem Hirn: „Slawonien, Slawonien? Ja, schon recht, wird da in der Gegend sein“. Und habe es dann, als ich bei der Apfel-Recherche wieder auf die Region stieß, doch mal nachgeschaut. Lag ich also nicht verkehrt, jetzt weiß ich noch etwas mehr – und vielleicht lese ich im Urlaub endlich mal den dicken Roman „Die Fahnen“ von Miroslav Krleža. Einen informativen Beitrag zu Buch und Autor gab es https://www.youtube.com/watch?v=gmOLiNr52Jg hier zu sehen.

2 Antworten auf „AdT: Serczika – Ausflug nach Slawonien (16.04.2018)“

  1. Mal so ganz nebenbei eine Anerkennung für die ‚Randnotizen‘, für das, was über die Äpfel hinaus geht. Sehr informativ und lesenswert!

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