AdT: Wahre Weisse Sommercalville – mit durchaus roten Seiten (05.08.2018)

Historische Abbildung zweier grünlicher Äpfel am Zweig mit Blättern; Verlag Hermann Schmidt

Wahre Weisse Sommercalville,
aus dem Kalender „An Apple a Day 2018“, mit frdl. Genehmigung des Verlags Hermann Schmidt

Die Abbildung des heutigen Apfel des Tages, die den Wahren Weissen Sommercalville zeigt, ist im Deutschen Obstcabinet von Christian Eduard Langethal (1806-1878) zu finden (PDF, S. 424). An dem „Wahren“ deutet sich schon an, daß es auch bei diesem Apfel nicht ganz einfach ist.

Langethal nennt sie „eine alte, wegen früher Reife sehr geschätzte Frucht“.

Die Farbe der zarten Schale ist ein Hellgrün, das sich beim Reifen erst in ein Strohgelb, dann in ein Wachsgelb und am Ende in ein dunkleres Gelb wandelt.

Der Geschmack des weißen und feinen Fruchtfleisches ist

„weder sehr gewürzig noch auch als angenehme Verbindung zwischen Süß und Sauer zu nennen, sondern etwas zu säuerlich, obwohl der Geruch stark und duftend ist.“

Doch findet der Apfel wegen seiner frühen Reife im August, die auch den oft zu säuerlichen Geschmack vergessen läßt, guten Absatz. Der Apfel hält bis zu sechs Wochen, und der Baum wächst kräftig, bringt auch in kalten Gegenden guten Ertrag und wird von Langethal daher durchaus empfohlen.

Die Sorte wurde auch schon 1795 von Johann Caspar Schiller (1723-1796) als Calville blanche d’Été beschrieben. Allerdings hatte Schiller weniger und etwas deutlichere Worte verloren:

Weisser Sommercalville. Calville blanche d’été.
Ist ein ziemlich grosser Apfel, von Form etwas platt, und hat dabey Ecken oder Rippen. Wann er reif ist, hat er eine gelblichtweisse Farbe; sein Fleisch ist sehr zart, von so ziemlichen aber nicht gar zu feinem Geschmack, deswegen er kaum unter den mittelmäßigen Sorten einen Plaz verdienet.
Der Baum treibet wacker Holz, und ist sehr tragbar.

Und da ich oben schon angedeutet hatte, daß das „Wahrer“ bei Langethal darauf verweist, daß es eben unterschiedliche „Weiße Sommercalvillen“-Anwärter gibt, habe ich ins „Illustrierte Handbuch der Obstkunde“ (PDF) geschaut. Da wird immer sehr ausführlich auch über die Heimat, Vorkommen, Literatur und Synonyme berichtet. Und im Fall des Weißen Sommelcalville (beim BUND Lemgo wird die Sorte auch nur so genannt) führt Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880) eine ganze Reihe von Unterscheidungen und Abgrenzungen auf. Er nimmt an, daß die Sorte aus den Niederlanden stammt, in Deutschland noch nicht überall bekannt sei, aber durchaus wegen des guten Ertrags geschätzt werde.

Er widerspricht dem „Pomologen-Papst“ Adrian Diel (1756-1839) und auch Langethal darin, daß der Apfel durchaus auf der Sonnenseite eine Rötung zeigen könne. Er setzt sich dann auch noch mit Johann Hermann Knoop (ca. 1706-1769) über den Augustapfel auseinander – seinen Artikel empfehle ich wegen der Detailfreude.

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