AdT: Woodcock (01.11.2022)

Historische Abbildung von drei kleinen roten Äpfeln an einem Zweig mit Blättern; Biodiversity Heritage Library
Woodcock; © Biodiversity Heritage Library

Der heutige Apfel des Tages ist der Woodcock, die schöne Abbildung stammt aus der 1811 erschienenen Pomona Herefordiensis*.

Die Beschreibung ist nicht sehr lang. Es heißt dort, daß der Woodcock schon im 17. Jahrhundert in Büchern über Obstgärten häufig erwähnt wurde, weil er vorzüglich für die Herstellung von Apfelwein geeignet sei. Leider sei die Sorte aber bereits bei den meisten Obstbauern in Vergessenheit geraten.

Dann wird noch etwas zum Namen berichtet: Der Woodcock (zu deutsch „Waldschnepfe“) soll ihren Namen durch eine vermeintliche Ähnlichkeit der Form und des Stiels mit dem Kopf und dem Schnabel einer Waldschnepfe bekommen haben; möglicherweise ist sie aber auch nach der Person benannt worden, die die Sorte aus Samen gezogen hat.

Das spezifische Gewicht seines Saftes, das in der Pomona Herefordiensis wegen der Wichtigkeit für die Verwendbarkeit bei der Cider-Produktion bei allen Sorten angegeben wird, beträgt etwa 1073**, was ein recht hoher Wert ist.

In der englischen Wikipedia gibt es einen ausführlicheren Artikel zum Woodcock. Er entstand im Westen Englands in den Grafschaften Herefordshire und Gloucestershire.

Der schottische Pomologe Robert Hogg (1818–1897) beschrieb den Apfel als mittelgroß, oval, mit einem markanten, fleischigen, gebogenen Stiel von etwa einem Dreiviertel Zoll Länge. Die Schale sei gelb mit einer sanften Röte, tiefer auf der sonnenzugewandten Seite. Der Baum selbst war groß und kräftig.

Der englische Autor, Architekt und Gartenbauer John Evelyn nannte den Woodcock in seinem Buch Sylva eine der wichtigsten „Cider-Früchte von Gloucestershire“. Der Dichter John Philips beschrieb in seinem Gedicht „Cyder“ (1708), wie der Saft des Woodcock mit dem anderer Äpfel gemischt wurde, um „eine angenehme Mischung“ zu schaffen.

Bis zum 19. Jahrhundert soll die Sorte im Niedergang begriffen und wenig gepflanzt worden sein. Ein Korrespondent von The Gardeners‘ Chronicle erklärte 1932, daß man nach „langer Suche und Nachforschungen in den Obstgärten“ annehme, daß die Monmouthshire-Sorte Frederick eng verwandt oder identisch mit dem alten Woodcock sei. Allgemein gilt die Sorte heute aber leider als verschollen.

Interessanterweise taucht in der National Fruit Collection der Northern Greening auf, der neben zahlreichen Synonymen auch den „Woodcock“ hat. Was schon merkwürdig ist, da der „richtige“ Woodcock doch eine so große Geschichte hat – sic transit gloria mundi

………………..
* Vollständig heißt das Werk „Pomona Herefordiensis : containing coloured engravings of the old cider and perry fruits of Herefordshire : with such new fruits as have been found to possess superior excellence : accompanied with a descriptive account of each variety“.

Das Buch wurde von Thomas Andrew Knight (1759-1838) geschrieben. Der ausgebildete Gärtner und führende Persönlichkeit in der London Horticultural Society (später als Royal Horticultural Society bekannt) hatte ein großes Erbe für die Züchtung verbesserter Obst- und Gemüsepflanzen eingesetzt.

Die Illustrationen wurden von Elizabeth Mathews und von Thomas Knights Tochter Frances angefertigt. Frances (1794-1881), bekannt als Fanny, war Botanikerin, Archäologin, Schriftstellerin und wissenschaftliche Illustratorin.

**Das spezifische Gewicht weist auf den Fruchtzucker- und Mineralgehalt hin und ist für die Herstellung von Apfelwein, Most oder Cider relevant.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert