Der Magnate; © USDA
Der heutige Apfel des Tages ist der Magnate, die Abbildung hatte Deborah Griscom Passmore für das USDA 1906 in Pike, Missouri, angefertigt. Interessanterweise gibt es von dieser Sorte beim USDA vier Abbildungen, die in den Jahren zwischen 1902 und 1911 angefertigt wurden.
Möglicherweise sollte die Sorte so dem Markt schmackhaft gemacht werden. Denn eine Aufgabe des USDA bestand darin, Obstbauern neue Sorten nahe zu bringen.
In den 1903 erschienenen Apples of New York kommt der Magnate nicht vor, weil das möglicherweise noch zu früh war. In Tom „Professor Apple“ Burfords Buch „Apples of North America – „192 Exceptional Varieties for Gardeners, Growers, and Cooks“ fand ich ihn auch nicht. Allerdings erwähnt Creighton Lee Calhoun ihn in seinem Buch „Old Southern Apples“.
Calhoun berichtet, daß der Magnate 1866 von Dr. Joseph Stayman (1817-1903) in Leavenworth, Kansas, aus Sämlingen des Winesap (den er gezüchtet hatte und über den ich hier schon einiges geschrieben habe) gezogen hatte. Dr. Stayman war ein anerkannter Pomologe und hatte unter anderem die Kansas State Horticultural Society mitgegründet. Als er 1903 starb, vermachte er seine zahlreichen Aufzeichnungen dem USDA.
Laut Calhoun wurde der Magnate nur von 1899 bis 1909 von der Eastern Shore Nurseries in Denton, Maryland, unter den Namen Stayman, Stayman’s No. l oder No. 2 verkauft.
Als Stayman findet er sich dann doch auch bei Tom Burford. Der wiederum schreibt, daß der Stayman ab 1895 von den hier auch schon öfter erwähnten Stark Bro’s verkauft wurde. Und wie weiter unten zu sehen ist, scheint mir beides nicht ganz zu stimmen.
Aber nun endlich zum Apfel selbst. Er ist mittelgroß bis groß, rund bis rundlich kegelförmig. Seine glatte, glänzende Schale ist kräftig gelb, aber fast vollständig karmesinrot überzogen und undeutlich violett gestreift. Es gibt zahlreiche, unterschiedlich große Punkte, die gelb oder rot auftreten.
Das gelbliche, zum Teil rot gefärbte Fruchtfleisch ist saftig und mild-säuerlich. Der Apfel ist im September reif und hält bis Dezember.
Burford schreibt zum Geschmack, daß der Stayman durch seine Säure und den Weingeschmack unverwechselbar sei. Der Apfel eigne sich für vielfältige Zubereitungen, als Dessert, zum Backen, als Mus, zum Braten oder für Cider.
Allerdings traten wohl Probleme mit der Schale auf: Durch Umwelteinflüsse hätte es eine Neigung zu Rissen gegeben, weshalb viele Baumschulen den Stayman wieder aus dem Sortiment genommen hätten.
Ganz schön finde ich noch die Werbebroschüre der Bente Baumschule, die 1916 die Werbetrommel für den „New Apple Magnate“ rührte und acht Gründe für den Magnate aufzählte sowie begeisterte Zuschriften abdruckte.
Da ich Wein-Aromen bei Äpfel mag, würde ich den Magnate gern probieren. Durch sein dunkles Rot würde er bei mir am Marktstand allerdings keinen Kaufimpuls auslösen – da war meine Kindheit zu sehr von schönen dunkelroten Äpfel geprägt, die sich dann als mehlig-langweilig entpuppten.
Die Künstlerin
Deborah Griscom Passmore (1840–1911) war eine der Illustratorinnen des USDA, dort leitete sie die Pomologische Abteilung. Bis heute gilt sie als eine der wichtigen Künstlerinnen in diesem Bereich.
Und sonst:
Der Stayman wird wohl immer noch angebaut: Adam erwähnt die Sorte mehrfach, ausführlicher zum Beispiel hier. Wobei er sie auch Stayman Winesap nennt, was Tom Burford ganz falsch findet 🙂
Eine Antwort auf „AdT: Dem Magnaten auf der Spur (15.01.2022)“