AdT: Martin – und die Große Depression (28.04.2018 und ergänzt am 17.12.2022)

Historische Abbildung eines roten und eines aufgeschnittenen Apfels; USDA

Der Martin; © USDA

Den heutigen Apfel des Tages, den Martin, gab es im Blog zum ersten Mal im April 2018. Damals waren meine Quellen noch nicht so umfangreich, daher gab es einen kurzen Beitrag zum Apfel selbst:

Zu diesem Apfel des Tages, dem Martin, habe ich keine Beschreibung gefunden. Was ich aber auch nicht so schlimm finde, weil er optisch für mich kein Mitnehmer ist. Die Abbildung aus dem Jahr 1933 stammt von Mary Daisy Arnold, die ihn im Auftrag des USDA in Rosslyn im Arlington County, Virginia, gezeichnet hatte.

Interessant finde ich, daß Royal Charles Steadman (1873–1955) ihn bereits zuvor in drei aufeinander folgenden Jahren gezeichnet hatte: 1927, 1928, 1929 – und ebenfalls immer in Rosslyn. Was mich vermuten läßt, daß dieser Apfel eine neue Sorte gewesen und dort neu angebaut worden sein könnte. Mit den Abbildungen wäre dann seine Entwicklung dokumentiert worden.

Bei Calhoun, dessen „Old Southern Apples“ ich später entdeckte, gibt es nur den Hinweis auf einen Martin, der 1936 von Charles A. Martin in Natchitoches Parish, Louisiana gefunden und 1943 von ihm patentiert wurde – das ist aber zu spät, da der heutige Apfel des Tages ja schon früher gezeichnet wurde.

Inzwischen habe ich auch die Protokolle der Versuchsstation in Rosslyn gefunden, daher gibt es heute ein bißchen mehr zu der Sorte. Und unten geht es dann mit dem früheren Beitrag weiter.

Die Äpfel sind mittelgroß oder größer, abgeflacht, gerippt, manchmal etwas platt. Die Grundfarbe der Schale ist Gelb, das aber fast vollständig mit einem verwaschenen dunklen Blutrot überzogen ist; besonders auf der Schattenseite gibt es undeutliche Streifen. Die Oberfläche ist meist mit feinem Leder bedeckt, es gibt aber auch Rissbildung. Gelbliche Punkte treten verhältnismäßig wenig auf.

Das Fruchtfleisch ist gelblicher als bei den meisten Äpfeln, dabei feinkörnig und seidig, brechend, aber nur mäßig zart, nicht sehr saftig und mit einer sehr milden Säure.

Im Jahr 1926 kommentierte ein Dr. Caldwell die sehr hohe Qualität des „Martin“. Bei voller Reife ist er fast süß. Ein wenig unreif, wie im Jahr 1924, hatte er nicht viel Geschmack; ebenso im Oktober 192626, aber voll ausgreift war er offenbar ein ziemlich guter Apfel mit einer sehr ansprechenden Farbe.

Und hier geht es mit dem alten Beitrag weiter:

Bei der weiteren Suche bin ich über Rosslyn und Virginia zu den Auswirkungen der Great Depression in den 1930er Jahren gekommen. Und dazu gibt es eine reich bebilderte Geschichte: 25 Rare Photos Taken In Virginia During The Great Depression.

sw-Foto: Ein Mann an eine Apfel-Verkaufstand; Arthur Rothstein, Library of Congress, LC DIG fsa 8a07722

A cider and apple stand on the Lee Highway, Shenandoah National Park, Virginia
Arthur Rothstein; Library of Congress LC DIG fsa 8a07722

Dieses Foto eines Apfelfarmers aus dem Jahr 1935 brachte mich dann zu dem interessanten Fotografen Arthur Rothstein (1915-1985). Der hatte als erster Fotograf ab 1935 im Auftrag der Farm Security Administration (FSA) die Lebensituation von FarmerInnen dokumentiert (später kamen weitere bedeutende FotografInnen dazu).

Was mich mal wieder daran erinnert, daß Äpfel oft von selbst an Bäumen wachsen, Landwirtschaft aber schon immer auch (harte) Arbeit bedeutete.

Die Künstlerin

Mary Daisy Arnold (ca. 1873–1955) gehörte wie Deborah Griscom Passmore und Royal Charles Steadman zu den wichtigen Illustrator*innen beim US Department of Agriculture. Über ihr Leben weiß man nicht viel, da Unterlagen über sie vor 1921 vernichtet wurden.

Und sonst:

Und damit es nicht ganz so grau endet, hier noch eine Kindheitserinnerung: Dieser Schlager wurde damals in der Musikbox dauergedrückt, wenn einer der Anwesenden Martin hieß. In der Präsentation liegt allerdings auch etwas grauenhaftes. Ich habe gewarnt …

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© U.S. Department of Agriculture Pomological Watercolor Collection. Rare and Special Collections, National Agricultural Library, Beltsville, MD 20705

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