AdT: Orange Pippin (06.11.2022)

Historische Abbildung eines orange-rötlichen Apfels an einem Zweig mit Blättern; Biodiversity Heritage Library
Orange Pippin; © Biodiversity Heritage Library

Der heutige Apfel des Tages ist der Orange Pippin, von dem ich sicher war, ihn schon mal im Blog gehabt zu haben – der Name klingt einfach so geläufig (aber bisher kam die Sorte noch nicht vor). Die schöne Abbildung stammt wieder aus der 1811 erschienenen Pomona Herefordiensis*, die Beschreibung von Thomas Andrew Knight (1759-1838) ist auch wieder nicht sehr lang.

Er gibt an, daß der Orange Pippin in verschiedenen Teilen der Grafschaft Hereford unter verschiedenen Namen angebaut und nicht selten mit dem Loan Pearmain verwechselt wurde, dem er in Form und Farbe etwas ähnelt; aber es sei doch ein größerer und viel süßerer Apfel.

Der Name schien ihm nicht ganz angemessen zu sein, denn die Farbe des Apfels unterscheide sich sehr von der einer Orange. Aber wenn er

„vollkommen reif ist und aus einer solchen Entfernung gesehen wird, daß sich die rote und gelbe Farbe vermischt, kann die Wirkung auf das Auge als nicht sehr verschieden von jener angesehen werden, die eine ähnliche von sehr reifen Sevilla-Orangen hervorbringen würde; und von diesem Umstand leitete der Orange Pippin möglicherweise seinen Namen ab“.

Knight nahm an, daß es keine sehr alte Sorte sei; denn zu seiner Zeit wuchsen junge Bäume noch frei und trugen gut; aber er hatte auch Bäume gesehen, die mindestens achtzig Jahre alt waren (also um 1730 gesetzt worden waren), woraus er folgerte, daß „die Sorte jetzt kaum Kultur verdiene“ – was ich leider nicht nachvollzeiehen kann.

Er hält die Sorte für einen ausgezeichneten Mostapfel, das gelbe Fruchtfleisch verleihe den Säften anderer Sorten einen schönen goldenen Farbton. Das spezifische Gewicht seines Saftes beträgt etwa 1074**, was schon recht hoch ist. Knight konnte nichts zur Herkunft oder Geschichte sagen.

Daher habe ich noch etwas weiter gesucht und einen knappen, aber informativen Artikel in der Wikipedia gefunden. Danach ist der Orange Pippin später als Isle of Wight Pippin, Isle of Wight oder Isle of Wight Orange bekannt geworden. Die Sorte wurde 1817 aus der Normandie auf der Isle of Wight gebracht, war aber zuvor auch schon in Herefordshire verbreitet.

Die kleinen bis mittelgroßen, runden bis abgeflachten Äpfel haben eine grüne Schale, die mit einem Orange-Rot überzogen ist. Der Apfel ist ein Frühblüher, allerdings reift er eher spät. Wie an Knights Bestimmung des spezifischen Gewichtes schon deutlich wird, wurde die Sorte im 18. Jahrhundert häufig für die Cider-Produktion verwendet.

Es gab im 19. Jahrhundert mehrere Sorten, die als „Orange Pippin“ bekannt waren. Bei Pomiferous z.B. verweist der „Orange Pippin“-Treffer auf den Blenheim Orange, was aber für die heutige Sorte nicht stimmen kann, denn einen Blenheim Orange hatte Knight gesondert aufgeführt, und der unterscheidet sich doch von seinem Orange Pippin (siehe dazu den Eintrag im Blog).

Der schottische Pomologe Robert Hogg (1818–1897) nannte von all den Äpfel, die zu Hoggs Zeit als Orange Pippin bekannt waren, den Isle of Wight Pippin den wohlschmeckendsten und am besten zum Anbau geeigneten. Und dem möchte ich nicht widersprechen.

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* Vollständig heißt das Werk „Pomona Herefordiensis : containing coloured engravings of the old cider and perry fruits of Herefordshire : with such new fruits as have been found to possess superior excellence : accompanied with a descriptive account of each variety“.

Das Buch wurde von Thomas Andrew Knight geschrieben. Der ausgebildete Gärtner und führende Persönlichkeit in der London Horticultural Society (später als Royal Horticultural Society bekannt) hatte ein großes Erbe für die Züchtung verbesserter Obst- und Gemüsepflanzen eingesetzt.

Die Illustrationen wurden von Elizabeth Mathews und von Thomas Knights Tochter Frances angefertigt. Frances (1794-1881), bekannt als Fanny, war Botanikerin, Archäologin, Schriftstellerin und wissenschaftliche Illustratorin.

**Das spezifische Gewicht weist auf den Fruchtzucker- und Mineralgehalt hin und ist für die Herstellung von Apfelwein, Most oder Cider relevant.

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