Der Pojnik; ©BUND Lemgo
Für den Apfel des Tages geht es heute mal nach Osteuropa, ins siebenbürgische Rumänien. Der Pojnik galt laut Eduard Lucas (1816-1882) den dortigen Pomologen als „die Krone der siebenbürgischen Äpfel“. Anfang des 19. Jahrhunderts war er dort in einer Waldgegend als Kernwildling gefunden und dann schnell verbreitet worden.
Der große, plattrunde Apfel, dessen Abbildung im Kalender von Rudolf Stoll (1847-1913) stammt, weist ein paar flache Erhabenheiten auf, die die Rundung etwas einschränken.
Die recht glatte, etwas derbe Schale ist glänzend und in der Grundfarbe hellgrün, später gelbgrün. Feine Punkte sind verstreut sichtbar, auf dem unteren Teil findet sich öfter Rost, manchmal auch Rostwarzen und feine weiße Stippchen.
Das weiße Fruchtfleisch ist etwas grobkörnig und der Kanada-Reinette ähnelnd. Der angenehme Geschmack geht in Richtung Süßwein. Stoll und Theodor Engelbrecht (1813-1892) wünschen sich etwas mehr Gewürz, das Fruchtfleisch nennt Engelbrecht fest abknackend, später markig.
Bei der Reife variieren die Angaben, der Beginn geht von November bis Januar, gelagert werden kann er bis Mai. Allgemein gilt er als ausgezeichneter Tafel- und sehr guter Wirtschaftsapfel.
Und sonst:
Für die Glücklichen, die im Fränkischen leben: Im Kainsbacher Anger und in Kornanger wird dieser Apfel im Rahmen des Projekts „1000 Bäume für die Frankenalb“ gehegt und gepflegt.
Und gleich neben Siebenbürgen liegt das Banat, in dem lange die deutschsprachigen Banater Schwäbinnen und Schwaben lebten. Eine von ihnen ist Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, mit der Angelika Klammer ein ausführliches Gespräch führte, das unter dem Titel „Mein Vaterland war ein Apfelkern“ bei Hanser veröffentlicht wurde – was für ein schöner Titel!
Ein ausführliches Porträt der Nobelpreisträgerin, „ihrer Poesie, ihrer Ängste, ihrer Lebensthemen, ihrer Wurzeln in Rumänien“ kann noch bis zum 20.02.2019 in der ARD-Mediathek geschaut werden.
Manchmal sind Ihre Umgebungsgschichten (z. B. 24.04.) wirklich überaus interessant und sehr anregend. Vielen Dank dafür.
Grüße von der Bio Streuobstwiese im Werratal sendet Ihnen
Frank Schwemmer
Herzlichen Dank, das freut mich. Das „Und sonst“ macht mir halt Spaß. Und je mehr ich über „Äpfel“ lese, umso mehr Respekt habe ich vor Menschen wie Ihnen, die Obstanbau betreiben! Was für Sorten haben Sie denn? Ich hoffe ja, in diesem Sommer etwas die rheinische Umgebung zu erkunden und vielleicht ein paar Sorten zu finden, die nicht auf dem Wochenmarkt zu bekommen sind. Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall eine gute Ernte.