AdT: Gestreifter Luikenapfel – eine „Lokalsorte“? (28.02.2018)

Historische Abbildung eines roten Apfels, einmal am Zweig mit Blatt, einmal liegend; Bund Lego

Der Luikenapfel, aus Gustav Schaals „Äpfel, Birnen, Stein-Beeren- und Schalenobst“; ©BUND Lemgo

Der heutige Apfel des Tages ist ein echter Württemberger: der Luikenapfel. Nach Ansicht einiger Pomologen soll sich der Name von der Esslinger Weingärtner-Familie Luik ableiten.

Er war vor den Napoleonischen Kriegen als Ludwig-Apfel bekannt, seitdem aber nur noch als Luiken- oder Luyken-Apfel aufgeführt (woher das „Gestreifter“ auf dem Kalenderblatt stammt, ist mir nicht bekannt).

Der mittelgroße, plattrunde Apfel hat eine glatte, zarte Schale, die zunächst glänzend weißlichgrün, später weißgelb ist. Ein großer Teil ist mit breiten und schmalen blutroten Streifen versehen, dazwischen ist die Frucht karmesinrot gepunktet.

Das Fruchtfleisch ist nach Eduard Lucas (1816-1882) unter der Schale meist fein gerötet, angenehm weinsäuerlich, sehr saftig und recht locker. Der Apfel ist von Oktober bis Dezember, zum Teil bis in den März hinein genußreif, als Tafelobst gut, zum Dörren sowie für die Mus- und Mostproduktion hervorragend geeignet.

Der Baum wird von Lucas als pflegeleicht und sehr ertragreich beschrieben. Jakob Gustav Pfau-Schellenberg (1815-1881), der 1864 den Schweizerischen Obst- und Weinbauverein gründete, führt dazu in Heft 6 der „Schweizerischen Obstsorten“ eine interessante Beobachtung an: Auch er kennt den Luiken als sehr dankbaren Baum, allerdings hat er auf einer Pomologen-Tagung von norddeutschen Züchtern und Pomologen eher zurückhaltende Urteile gehört. Er schließt daraus, daß diese Sorte nur in manchen Regionen ideal wächst:

„Man könnte sie Lokalsorten nennen gegenüber jenen Kosmopoliten, die oft bei größter Verbreitung allüberall befriedigen, wie viele unserer besten Tafelsorten lehren.“

2004 wurde der Luikenapfel vom Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg (LOGL) zur Streuobstsorte des Jahres (PDF) ernannt, um auf den Rückgang dieser Sorte aufmerksam zu machen.

Da ich die Beschreibungen Pfau-Schellenbergs literarisch sehr ansprechend finde, habe ich mir die 2017 im Berner Haupt-Verlag erschienene Neuausgabe der „100 alte Apfel- und Birnensorten“ für meine kleine Apfel-Bibliothek bestellt. Die Leseprobe finde ich optisch schon sehr appetitlich – ich bin gespannt.

6 Antworten auf „AdT: Gestreifter Luikenapfel – eine „Lokalsorte“? (28.02.2018)“

    1. Herzlichen Dank für den Hinweis! Zu Slowfood wollte ich auch bei Gelegenheit noch etwas schreiben (die „Gelegenheitsliste“ wird immer länger – ich glaube, die gehe ich einfach nächstes Jahr an :D)

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