AdT: Landsberger Renette (18.11.2022)

Historische Abbildung von zwei gelblich-grünen und einem aufgeschnittenen Apfel, dazu ein stilisiertes Blatt; BUND Lemgo

Landsberger Renette; © BUND Lemgo

Die Abbildung des heutigen Apfel des Tages, der Landsberger Renette, stammt aus dem Band Unsere besten Deutschen Obstsorten, der 1929 in der 6. Auflage erschien und in dem 52 Apfelsorten vor- und dargestellt wurden. Dank des BUND Lemgo können sie auch online betrachtet werden.

Die Sorte wurde um 1850 vom Justizrat und Pomologen Theodor Heinrich Otto Burchardt (1771-1853) gezogen, der im westpommerschen Landsberg an der Warthe (Gorzów Wielkopolski) lebte. Sie hatte sich dann sehr weit verbreitet und ist heute noch vielerorts zu finden, wie auch an den zahlreichen Abbildungen in der Obstsortendatenbank des BUND Lemgo zu sehen ist.
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AdT: Florence (16.11.2022)

Historische Abbildung eines roten Apfels mit Zweig und Blättern und eines aufgeschnittenen Apfels; USDA

Florence; © USDA

In den Apples of New York ist der heutige Apfel des Tages, der Florence, beschrieben. Die Kalenderabbildung, die das Original etwas „frei interpretiert“ hat, wurde 1896 von Bertha Heiges für die Pomological Watercolor Collection des USDA angefertigt. Das Exemplar bekam sie aus Fayetteville im Cumberland County, North Carolina, die Sorte soll ursprünglich aus dem Benton County in Arkansas stammen.

Die mittelgroßen bis großen Äpfel, die in einer Forschungsstation der Landwirtschaftsministeriums des Staates New York gezüchtet wurden, erinnern an den Ben Davis oder den Gano. Der Florence ist allerdings etwas kantiger und zeigt kräftigere Purpur-Streifen.

Meist recht gleichmäßig gebaut, gibt es in der Form eine gewisse Variabilität. Sie ist rundlich-eiförmig bis rundlich-kegelförmig, an der Basis abgeflacht, unregelmäßig und oft breit gerippt oder eckig. Es gibt ungleiche Seiten, die manchmal zusammengedrückt wirken.

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AdT: Reinette de Caux (15.11.2022)

Historische Abbildung eines gelblich-rötlichen Apfels; Bib.Digital de Real Jardin Botanico de Madrid

Reinette de Caux; © Biblioteca Digital del Real Jardin Botanico de Madrid

Der heutige Apfel des Tages ist die Reinette de Caux, die Abbildung stammt aus dem 6. Band der Traité des arbres et arbustes (Nouvelle édition), die der französische Jurist, Chemiker, Ingenieur und Botaniker Henri Louis Duhamel du Monceau (1700-1782) verfaßt hatte und die 1815 nach seinem Tod eben als neue Ausgabe erschien.

Die Beschreibung fällt nicht allzu umfangreich aus. Die Reinette aus Caux sei deutlich größer als die Reinette Franche, aber kleiner als die Kanada-Reinette; sie ist neunundzwanzig bis dreißig Linien* hoch und drei Zoll oder drei Zoll minus eine Linie im Durchmesser.

Die dunkelgelbe Schale zeigt rötliche und längliche Flecken; außerdem gibt es Rost.

Das gelblich-weiße Fruchtfleisch hat einen Duft. Der leicht säuerliche Geschmack ist etwas süß, würzig und sehr angenehm, erreicht aber nicht ganz das Aroma und den Geschmack der Reinette Franche.
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AdT: Mammoth American (14.11.2022)

Historische Abbildung von zwei rot-gelblichen und einem aufgeschnittenen Apfels; BUND Lemgo

Mammoth American; © BUND Lemgo

Beim heutigen Apfel des Tages, dem Mammoth American, war ich überrascht, daß die Abbildung nicht aus der Pomological Watercolor Collection des USDA stammt, sondern im Deutschen Obstcabinet von Christian Eduard Langethal (1806-1878) zu finden ist. In der Obstsortendatenbank des BUND Lemgo wird die Sorte auch als Goldpepping of the New England States geführt.

Langethals Beschreibung ist recht aufgeräumt, ich bin mir nicht sicher, ob er selbst einen Baum hatte, da er nichts über Verwendung, das Fruchtfleisch oder den Geschmack schreibt.

Er beschreibt die Form des Apfels als gequetscht rund und die eine Seite fast doppelt so groß wie die andere.

Die Schale hat ein schönes Dunkelrot, auf der Sonnenseite ist es ein helles Ockergelb. Der ganze Apfel ist mit kurzen, breiten, dunkelpurpurroten Längsstreifen versehen und hat kleine dunkelbraune Rostflecken, auch ein bis zwei rotbraune Warzen mit weißen „Sprickelchen“. Dann folgen noch Ausführungen zu Stiel und Kerngehäuse.

Wegen des in der Obstsortendatenbank genannten Namen habe ich dann mal im 2. Band der Apples of New York nachgeschaut. Da findet sich ein American Mammoth, der neben zahlreichen Synonymen auch Gloria Mundi hat. Zu dem gibt es im Blog auch schon einen Eintrag. Allerdings ist das ein eher grünlicher Apfel, so wird er auch in den Apples of New York beschrieben („Schale grünlich-gelb, manchmal mit leicht bronzefarbenem Schimmer).

Daher würde ich das von Langethal beschriebene Exemplar auch in die Rubrik Der unbekannte Apfel sortieren.

AdT: Hagedornapfel (13.11.202)

Historische Abbildung von grün-rötlichen Äpfeln an einem Zweig mit Blättern, und eines aufgeschnittener Apfel; BUND Lemgo
Hagedornapfel; © BUND Lemgo

Der heutige Apfel des Tages ist der Hagedornapfel, die Abbildung stammt aus der zwischen 1905 bis 1930 erschienenen Loseblattsammlung „Deutschlands Obstsorten“, die immer wieder mit wirklich schönen Illustrationen aufwartet. In der Obstsortendatenbank des BUND Lemgo gibt es noch mehr Abbildungen.

Die Sorte ist unter zahlreichen Synonymen bekannt, darunter als Apfel aus Howthornden, zu dem es schon einen ausführlichen Beitrag gibt – darum bitte hier entlang.

AdT: Rother Herrenapfel – alias Stettiner (12.11.2022)

Historische Abbildung eines abgeplatteten roten Apfels; BUND Lemgo Obstsortendatenbank
Rother Herrenapfel; © BUND Lemgo

Der heutige Apfel des Tages gab mir kurz ein Rätsel auf. Die Abbildung stammt aus dem Buch Pomona Franconica von Johann Prokop Mayer (1737-1804). Als Roten Herrenapfel konnte ich den Kalenderapfel in der Obstsortendatenbank vom BUND Lemgo nicht finden, also habe ich die Abbildungen so durchgesehen. Und den Apfel als Roten Stettiner entdeckt. Und den hatten wir schon. Wobei die heutige Abbildung doch wieder ein deutlicher Gewinn ist. Mayer zählt in seinem sehr kurzen Beitrag als Synonyme den Stettiner, Paradies, Adamsapfel, Hardy, Rostocker und Annaberger auf. Alles weitere über den früher sehr beliebten Apfel ist im Beitrag zum Roten Stettiner nachzulesen.

AdT: Reinette von Régmalard – richtig, aber falsch (11.11.2022)

Historische Abbildung eines gelben Apfels mit rötlichen Punkten; Verlag Hermann Schmidt

Reinette von Régmalard; © Verlag Hermann Schmidt

Der heutige Apfel des Tages ist die Reinette von Régmalard, oder richtiger Reinette von Rémalard. Die Abbildung stammt aus Band 41 (PDF) der Pomologischen Monatsheften, die 1855 von den Pomologen Eduard Lucas (1816-1882) und Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880) als „Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau“ (1855-1865) gegründet wurden. Sie hieß später „Illustrierte Monatshefte für Obst- und Weinbau“ (1865-1874), eben „Pomologische Monatshefte“ (1875-1905) und „Deutsche Obstbauzeitung“ (1906-1922). Der Autor des Eintrags, der in Charlottenburg (Berlin) lebende Pomologe Carl Mathieu* (1828-1904), hatte in seinem 1895 erschienenen Beitrag den Namen falsch geschrieben.

Er stellt die Sorte als eine neuere und wenig bekannte vor, die „durch die Größe und Schönheit ihrer Frucht, sowie durch die Fruchtbarkeit des Baumes es verdient, verbreitet zu werden“. Es soll sich um einen Zufallssämling handeln, die von einem Gärtner in eben dem Ort Rémalard im Department Orne entdeckt und dann verbreitet wurde. Die Sorte wurde vor allem für die Cidre-Herstellung verwendet.

Mathieu vergleicht die schöne Frucht in Größe und Form mit der Pariser Rambour-Reinette und empfiehlt sie sowohl Liebhabern als auch kommerziellen Obstbauern, für letztere könne sie im Handel als Dessertapfel und Augenschmaus durchaus lukrativ sein.

Die mit 7 cm Höhe und bis zu 9 cm im Durchmesser großen Äpfel sind, wie auch auf der Abbildung zu sehen ist, an den Enden deutlich abgeplattet und weisen recht kräftige, unregelmäßige Rippen auf.

Die grünlich-gelbe, glänzende Schale wird beim Reifen goldgelb, auf der Sonnenseite zeigt sich oft eine rötliche Färbung.

Das gelblichweiße Fruchtfleisch ist süß mit einer leicht säuerlichen Note und „angenehm“.

Der Baum wächst sehr kräftig und eignet sich besonders für die Spalierform. Er bringt frühen und reichlichen Ertrag.

Ich habe leider keinen Hinweis gefunden, ob es die Sorte heute noch gibt. Allerdings findet sich mal wieder in der Liste der sagenhaften privaten Versuchsstation von Benjamin Buckman in Farmingdale, Ohio, der Régmarald. Und auch im 1895er Verkaufskatalog der Woodburn Nurseries von J. H. Settlemier & Son in Oregon findet sich die Sorte mit einer sehr kurzen Beschreibung: „Mittel. Fleisch fest, herb“. Die Sorte hatte es also auch über den Atlantik geschafft.

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* Im Jahresheft 2016 des Pomologenvereins e.V. gibt es ein interessantes Portrait zu Carl Mathieu (die erste Seite davon ist online nachzulesen, PDF).

AdT: Götterapfel (10.11.2022)

Historische Abbildung eines aufgeschnittenen Apfels; BUND Lemgo
Götterapfel; © BUND Lemgo

Der heutige Apfel des Tages ist der Götterapfel, die Abbildung stammt aus den Pomologischen Monatsheften, die 1855 von den Pomologen Eduard Lucas (1816-1882) und Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880) als „Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau“ (1855-1865) gegründet wurden. Sie hieß später „Illustrierte Monatshefte für Obst- und Weinbau“ (1865-1874), eben „Pomologische Monatshefte“ (1875-1905) und „Deutsche Obstbauzeitung“ (1906-1922).

Oberdieck gibt eine ausführliche ausführliche Beschreibung (PDF) dieser Sorte, die auch als Domeniska, Dominiska, Herrnapfel und Moldauer Götter- oder Fürstenapfel bekannt ist.

Er vermutet, daß die Sorte aus dem Orient stammt, zu seiner Zeit wurde sie viel in Serbien, Moldawien und in Bulgarien angebaut und dort wegen der Haltbarkeit und des „vorzüglichen Geschmacks“ geschätzt. Dann zitiert Oberdieck länger aus der Beschreibung des Pomologen und Pharmazeuten Georg Liegel (1776/79-1861).
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AdT: Hornußecher – sticht nicht (09.11.2022)

Historische Abbildung zweier gelblich-rötlicher Äpfel mit Ast und Blätter und eines aufgeschnittenen Apfels; BUND Lemgo Obstsortendatenbank

Der Hornußecher; © BUND Lemgo

Die Abbildung vom Apfel des Tages, dem Hornußecher, stammt unverkennbar aus Jakob Gustav Pfau-Schellenbergs (1815-1881) Buch „100 alte Apfel- und Birnensorten“. Bei dem Apfelnamen dachte ich an den Schweizer National-Sport „Hornussen“. Allerdings wird dort eine Scheibe und kein Ball verwendet, daher hat beides nichts miteinander zu tun. Auch nicht mit dem Aargauer Ort Hornussen, wie Pfau-Schellenberg aufklärt. Der Name leitet sich von seiner Süße ab, durch die er in der Reifezeit Hornissen und Wespen anlockt.
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AdT: Ortgies‘ Zwiebelapfel – remembering Bremen-Horn (07.11.2022)

Historische Abbildung eines gelb-rötlichen und eines aufgeschnittenen Apfels; BUND Lemgo

Ortgies‘ Zwiebelapfel; © BUND Lemgo

Der heutige Apfel des Tages ist Ortgies‘ Zwiebelapfel, die Abbildung stammt aus Heft 3, Band 24 (PDF) der Pomologischen Monatshefte, die 1855 von den Pomologen Eduard Lucas (1816-1882) und Johann Georg Conrad Oberdieck (1794-1880) als „Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau“ (1855-1865) gegründet wurden. Sie hieß später „Illustrierte Monatshefte für Obst- und Weinbau“ (1865-1874), eben „Pomologische Monatshefte“ (1875-1905) und „Deutsche Obstbauzeitung“ (1906-1922).

Den kurzen Beitrag hatte Eduard Lucas verfaßt. Die Sorte gehört zu den Winteräpfeln. Die Äpfel sind mittelgroß, regelmäßig gebaut und plattrund, der Kelch ist offen. Die strohgelbe Schale zeigt zum Stiel hin ein schönes Rot, dabei sind feine Rostpunkte und einzelne Rostwarzen zu sehen.

Das gelblichweiße Fruchtfleisch ist sehr dicht, wodurch sich der Apfel schwer anfühlt. Er ist saftig, säuerlich-süß mit einer angenehmen leichten Würze. Er ist von Dezember bis März genießbar. Lucas empfahl den „schönen, gute tragbaren und dauerhaften Apfel, zumal der Baum jedes Jahr trug. „Die Früchte fanden überall, wo sie ausgestellt wurden, Anerkennung und Beifall der Obstfreunde“.

Die Sorte hat eine Verbindung zu meiner „Herkunft“. David Christian Ortgies (1786-1859, PDF), dessen Sohn Eduard Ortgies (1829-1916) ein bekannter Botaniker wurde, hatte sie aus dem Kern des Doppelten Zwiebelapfels gezogen. David Christian Ortgies war Pädagoge und gründete 1827 in Bremen eine Gehörlosenschule, die zu den ältesten Gehörlosenschulen Deutschlands und zugleich zu den ältesten Schulen Bremens zählt. Heute befindet sich eine Schule als Förderzentrum für Hören und Kommunikation in der Marcusallee, und in der Nähe bin ich aufgewachsen und habe dort auch mehrere Schulen besucht. Besonders der dort gelegene Rhododendron-Park war ein häufig besuchter Ort.

Und sonst:

Und weil ich beim Schreiben etwas in meine Schulgeschichte abgedriftet bin, hier noch ein Fundstück aus einer in Bremen recht bekannten Schule – Vorsicht, Bildungsprunk!